Schlagwort: Lesezwinger

Lesetagebuch: Büchersuche Sommer 2020

Nun ist es nicht so, dass ich nicht genug ungelesenes Zeug in meiner physischen und digitalen Bibliothek hätte.1 Auch gibt es dort etliches, das ich gern alsbald noch einmal lesen würde. Doch hin und wieder muss einfach mal was Neues her. Also: Auf zur Büchersuche!

Lesezwinger 3.0

Vor etlichen Jahren wurde zu diesem Zweck der Lesezwinger ins Leben gerufen, den ich seither das eine oder andere Mal erfolgreich zurate gezogen habe. Das sollte doch wieder funktionieren.

Tatsächlich erhielt ich zwei interessante Lesetipps, die sogleich auf meiner Merkliste gelandet sind – aber einstweilen hintenan stehen, da sie nicht ganz meinen Vorstellungen zu entsprechen scheinen.

“Giants”-Trilogie von Silvain Neuvel: Aufhänger dieser Trilogie scheint die Entdeckung riesiger Roboter zu sein, die überall vergraben sind und im Laufe der Handlung erwachen. Das erinnert vermutlich nicht ganz unbeabsichtigt an den Iron Giant, klingt auch durchaus interessant – wirkt mir aber nicht Flash-Gordon-mäßig genug.

“Ace in Space” von Judith und Christian Vogt: Ich habe von den beiden bereits ein paar Kurzgeschichten gelesen, die mir außerordentlich gefallen haben. Daher spiele ich schon lange mit dem Gedanken, ihr komplettes Oeuvre zu sichten. Es bleibt aber vorerst bei dem Gedankenspiel, da es mir in diesem Werk einstweilen zu cyberpunkig2 zugeht – und danach ist mir aktuell nicht.

Mühsame Recherche

Auch meine eigene Recherche war nur mäßig von Erfolg gekrönt. Begriffe wie Raypunk oder Raygun-Gothic scheint es in der deutschsprachigen SF-Literatur nicht zu geben. Im Grunde suche ich nach einer Romanversion von Comicszenarien nach Art von Saga, Fear Agent oder Starlight. Scheint es aber irgendwie nicht zu geben. Dennoch bin ich auf zwei Bücher gestoßen, von denen eines auch einstweilen nur auf der Merkliste landet.

“Collector”-Romane von Markus Heitz: Das scheint mir eine sehr klassische Space-Opera zu sein, in der auch etliche Cyberpunk-Elemente stecken. Einen näheren Blick ist das sicher irgendwann einmal wert. Aber halt nicht jetzt.

Zeitreise-Drama

Das Buch, das schließlich den Weg auf meinen Reader gefunden hat, entspricht meinen Wunschvorstellung ehrlich gesagt kaum mehr als die anderen. Trotzdem soll es dies einstweilen sein.

“Die beste meiner Welten” von Elan Mastai: Immerhin stammt die Hauptfigur dieses Romans aus einer Parallelwelt, die meinen retrofuturistischen Ideal entspricht. Leider hat sie3 im Zuge einer Zeitreise Mist gebaut und die Zeitlinie dergestalt verändert, dass unsere Realität dabei herauskam. Wenn ich es richtig verstanden habe, dreht sich die Handlung um ihre Versuche, die ursprüngliche Zeitlinie wiederherzustellen – mit der Hauptmotivation, die Existenz einer geliebten Person wieder zu ermöglichen. Das erinnert den Kenner frappierend an die Star Trek: Voyager Doppelfolge Year of Hell – und die hat mir dermaßen gut gefallen, dass das Buch nur halb so gut sein muss, um von mir gern gelesen zu werden. Daher sei es nun also: Die beste meiner Welten.

Lesetipps willkommen

Sollte die eine oder der andere unter euch Bücher kennen, die meiner Vorstellung besser entsprechen – immer her damit! In meinem Regal ist noch ausreichend Platz.

Und wo wir gerade dabei sind: Was ich außerdem gerne mal lesen würde …

  • Ein Fantasy-Roman, in dem sich eine sehr klassische Sword-and-Sorcery-Welt in eine moderne Industrie-Gesellschaft weiterentwickelt hat.
  • Ein fantastischer Coming-of-Age-Roman, der allerdings den Übergang vom Erwachsenen- zum Seniorenalter zum Thema hat4Coming of Old Age sozusagen.
  • Ein Fantasy-Roman, der auf dem Mond spielt.
  • Ein Science-Fiction-Roman, der die Humans are Space-Orcs-Idee verarbeitet.

Jeder Hinweis ist willkommen.

––––––––––––
  1. Vom SUB wollen wir ja nicht mehr sprechen.[]
  2. Konzernherrschaft, soziale Medien und so[]
  3. die Hauptfigur[]
  4. frage für einen Freund[]

Lesetagebuch: Neustart

Was bisher geschah

Die letzten zwei, drei Monate waren für mich etwas anstrengend (ich beliebte andeutungsweise zu berichten), die Lektüre kam dabei streckenweise zu kurz – vor allem, was das reine geschriebene Wort betrifft (Comics gehen immer). Wie meinem Goodreads-Account zu entnehmen ist, habe ich zwischen November und Februar dann doch ein bisschen was gelesen: Die beiden “neueren” Regener-Romane aus dem Herr-Lehmann-Universum Magical Mystery und Wiener Straße, die PicardCountdown-Comics und Mirror Broken, ein weiterer Star-Trek-Comic, der die Geschichte des Spiegeluniversums aus Sicht des TNG-Personals erzählt. Aktuell habe ich den sehr interessanten Reisebericht Die Grenze der norwegischen Autorin Erika Fatland am Wickel, die darin nichts geringeres beschreibt als ihre Reise einmal komplett um Russland herum. Aus Gründen habe ich just mit einem Reread der Sterntagebücher von Stanislav Lem begonnen. Bislang undokumentiert ist mein zaghafter Versuch in jener Zeitspanne wieder zur Perry-Rhodan-Erstauflage aufzuholen – doch dazu weiter unten mehr.

Gekappte Lesefäden

Um nun mit der Lektüre wieder etwas in die Gänge zu kommen, musste ich zumindest ein wenig tabula rasa machen. Nichts ist demoralisierender, als mehrere halbgelesene Bücher auf Kindle oder Nachttisch, die man nur noch aus schlechtem Gewissen sätzchenweise weiterliest. Ich habe mich daher entschieden, drei Bücher, auf die dies zutraf, kurzerhand abzubrechen: die an sich durchaus interessante Anthologie mit positiven Utopien Hieroglyph, den Fantasy-Roman des von mir persönlich sehr geschätzten Klaus N. Frick Das blutende Land und zu meiner Schande auch Biokrieg, was mir dereinst der Lesezwinger ans Herz gelegt hatte.

Kein Buchbezwinger

Wir erinnern uns: Vor drei Jahren lebte der Lesezwinger kurz mal wieder auf und ich ließ mir von ihm drei Bücher empfehlen: Die drei Sonnen von Liu Cixin, Futu.re von Dmitry Glukhovsky und eben Biokrieg von Paolo Bacigalupi. Zwei davon habe ich immerhin bezwungen, beim dritten muss ich mich hiermit geschlagen geben. Gar nicht mal, weil der Roman schlecht wäre oder meine Anforderungen nicht erfüllte. Er ist durchaus spannend und bietet ein sehr durchdachtes und realistisches Szenario einer zukünftigen Erde, auf der nicht mehr die westliche Welt im Fokus steht. Aber mir war es dann doch eine zu düstere Dystopie.

Künftige Lesereisen

Den Reisebericht habe ich als Literaturgattung bislang ziemlich ignoriert. Sträflich! Das wird nun anders. Die Grenze gefällt mir derart gut, dass ich diesem Genre eine Weile treu bleiben werde. Ansonsten weiß ich aber noch gar nicht so recht, wohin die weitere Lesereise gehen soll. Schiebe ich nach den Sterntagebüchern gleich die Roboter Märchen und weitere Werke von Stanislav Lem hinterher? Wühle ich mich durch nie gelesene und längst überfällige Science-Fiction- und Fantasy-Klassiker wie die Elric-Saga von Michael Moorcock oder die Mars-Trilogie von Kim Stanley Robinson? Lausche ich mal wieder bei Weltenflüstern rein, was es so neues gibt? Oder frage ich erneut beim Lesezwinger nach?

Und was ist mit Perry Rhodan?

Gute Frage. Mein letztjähriges Vorhaben, mit Band 3000 wieder in die Erstauflage der größten Science-Fiction-Serie der Welt einzusteigen, war durchaus ernst gemeint. Nach nur wenigen Wochen bin ich zwar wieder ins Stocken geraten und habe den ein oder anderen Band übersprungen. Den Entschluss erneut auszusteigen habe ich bislang aber nicht gefasst. Dafür gefiel es mir dann doch zu gut. Aktuell stecke ich in Heft 3016 – am Freitag erscheint jedoch schon Band 3054. Ein etwas demoralisierender Abstand, bei dem ich noch nicht weiß, ob ich ihn einfach vor mir herschieben, ihn durch “Schlüsselroman-Hopping” aufholen – oder es mit Perry Rhodan doch gut sein lassen soll. Alternativ hatte ich überlegt, es mit den Minizyklen zu versuchen. In regelmäßigen Abständen bringt der Verlag abgeschlossene Geschichten in meist sechs Heften heraus, die von der Haupthandlung losgelöst sind. Deren Qualität soll jedoch sehr schwankend sein. Da muss ich noch mal in mich gehen.

Das unentdeckte Land

Was immer meine Lese-Zukunft bringen mag, ich werde darüber berichten. Kann auch sein, dass ich nach gefühlten Jahrzehnten wieder zu einem Sachbuch greife – oder es werden doch wieder hauptsächlich Comics.

Lesetagebuch: Futu.re von Dmitry Glukhovsky

Das war mühsam. Endlich habe ich die zweite der drei Leseaufgaben gemeistert, die ich mir vom Lesezwinger habe aufbürden lassen. Futu.re hat mir leider nicht so gut gefallen – und auch meine Anforderungen nicht erfüllt. Aber lest selbst!

Lesezwinger 2.2

Wir erinnern uns: Letztes Jahr bat ich den Lesezwinger um Lesestoff. Da etliche Science-Fiction-Geschichten sehr eurozentristisch angelegt sind und in einer Zukunft spielen, die im Grunde nur die Weiterführung unserer „westlichen“ Kultur darstellt, wünsche ich mir schon lange etwas zu lesen, in dem es in der Beziehung ein wenig realistischer zugeht.

Ich erhielt drei vielversprechende Vorschläge, darunter auch Futu.re von Dmitry Glukhovsky, den ich mit seinem ersten Metro-Roman durchaus in positiver Erinnerung habe. Es folgen Inhaltsangabe und schonungslose Beurteilung meinerseits. Daher

WARNUNG VOR DEM SPOILER!

Die Zukunft: Unsterblichkeit für (fast) alle!

Der russische Originaltitel lautet schlicht Die Zukunft. Die “lustige” Pseudo-Webadressen-Schreibweise hat sich also ein Übersetzer ausgedacht. Wie auch immer, in der Zukunft befinden wir uns, ein paar hundert Jahre weit, mitten in Europa. Hier leben mittlerweile mehrere hundert Milliarden (!) Menschen zusammengepfercht in einer kontinentweiten Stadt aus kilometerhohen Türmen. Es ist der Menschheit nämlich vor ungefähr 200 Jahren gelungen, die Unsterblichkeit für alle zu ermöglichen.

Das Ergebnis ist ein heillos überbevölkertes Europa (in anderen Regionen der Welt sieht es etwas anders aus), in dem sich aber alle Menschen ewiger Jugend erfreuen. Der Preis des ganzen (neben der Tatsache, dass man in kilometerhohen Türmen lebt und es kein Fleckchen unberührter Natur mehr gibt) ist, dass niemand mehr Kinder kriegen darf. Wer es dennoch tut, muss seine eigene Unsterblichkeit aufgeben und erhält eine Spritze, die nicht nur den Alterungsprozess wiederherstellt, sondern ihn auch noch beschleunigt, dass man binnen zehn Jahren dahinsiecht.

Natürlich gibt es viele nicht angemeldete Schwangerschaften und Geburten. Diesen nimmt sich eine spezielle Polizeieinheit an, welche die Übeltäter aufspürt, den Müttern (selten auch den Vätern) die Spritze verabreicht und die Kinder in ein Internat steckt. Aus diesen Internatskindern wird nach entsprechender Indoktrination die nächste Generation dieser Polizeieinheit rekrutiert.

Die Hauptfigur ist Mitglied einer solchen Einheit und wird gleich zu Beginn zu einem Angehörigen der Europäischen Zentralregierung zitiert und von diesem mit einer recht mysteriösen inoffiziellen Spezialmission beauftragt. Und so klischeehaft und vorhersagbar geht es auch weiter. Natürlich beginnt der indoktrinierte Geheimpolizist im Laufe der Handlung am System zu zweifeln, hadert mit traumatischen Erinnerungen, findet im Zuge seines Auftrags die Liebe seines Lebens (die er eigentlich abmurksen soll), wird von dem Auftraggeber umschmeichelt und mit Macht und Reichtum gelockt, hat in Wahrheit eine persönliche Beziehung zum Auftraggeber und schmeißt am Ende ganz alleine in einem einzigen terroristischen Akt mal eben das komplette in Jahrhunderten gewachsene Gesellschaftssystem über den Haufen.

Dämliche Dystopie

Ich hatte wie gesagt Metro 2033 aus der Feder desselben Autors recht positiv in Erinnerung – und war angesichts dieses Klischeequarks hier doppelt enttäuscht. Obwohl die Ausgangsidee durchaus reizvoll ist: Wie wird eine Gesellschaft konkret damit umgehen, wenn auf einmal niemand mehr altern muss und faktisch alle unsterblich sind? Selbst der Ansatz, daraus eine eindeutige Dystopie zu machen, halte ich grundsätzlich für legitim – auch wenn ich Dystopien langsam wirklich über habe. Aber diese hier ist nicht mal gut. Gehen wir ein wenig ins Detail.

Die Charaktere: raue Hetero-Kerle und tote Frauen

Man bekommt ausschließlich klischeehafte Abziehbilder präsentiert. Die Hauptfigur ist nicht einmal sympathisch – zu keinem Zeitpunkt ihrer Charakterentwicklung. Durch die Indoktrinierung seit seiner Kindheit ist er zunächst ein knallharter Verfechter des Systems mit dem erwartbaren seelischen Knacks. Dass er diesen durch seinen Wandel zum Regimegegner nicht verliert, ist durchaus realistisch, es gelang mir aber nicht, irgendeine Beziehung zu dieser Figur aufzubauen – selbst als er gegen Ende recht eindrucksvoll mit dem Altern hadert und endlich echte Vaterfreuden kennenlernt. Vermutlich hat das hauptsächlich mit dem Moral- und Menschenbild zu tun, das in dem ganzen Buch mitschwingt. So gibt es zwei, drei Szenen, in denen die Hauptfigur völlig zusammenhanglos männliche Randfiguren angreift, die vom Erzähler als homosexuell identifiziert werden. Diese Begegnungen sind allesamt für die Handlung komplett irrelevant und mir drängt sich der Eindruck auf, dass für den Autor Homosexualität bei Männern symbolisch für die moralische Verkommenheit der Gesellschaft steht. Ohnehin sind alle aktiv handelnden Figuren Männer. Frauen treten in diesem Szenario nur als Opfer auf – und wenn mich meine Erinnerung nicht allzu sehr täuscht, sind alle namentlich erwähnten weiblichen Charaktere am Ende des Buches tot. In seinem Wikipedia-Artikel wird Glukhovsky als Liberaler bezeichnet – das finde ich in diesem Buch aber nicht so recht wieder.

Die Konflikte: Erziehung versus Instinkt

Der Kernkonflikt, den der “Held” mit sich ausmacht, ist die Überwindung der Indoktrination, die er im Internat erfahren hat. Ihm wurde die “unnatürliche” Ideologie der Unsterblichen-Gesellschaft aufgezwungen, dass Familie und Eltern-Kind-Beziehungen etwas schlechtes sind, die dem Segen der Unsterblichkeit und vermeintlichen Freiheit entgegenstehen. Er wurde gezwungen, seine Mutter zu hassen und Kinder zu verabscheuen. Seine instinktive Sehnsucht nach der “natürlichen” Ordnung der Dinge schlummert aber noch immer in ihm, was sich darin äußert, dass er dem Lebenswandel in der schönen neuen Welt nichts abgewinnen kann, nachts von seiner Mutter träumt, Homosexuelle verprügelt und sich schließlich in die Frau verliebt, die er eigentlich töten soll. Seine endgültige “Erlösung” erfolgt durch den Verlust seiner Unsterblichkeit und der Zeugung eigenen Nachwuchses. Der “gute” natürliche Instinkt siegt also über die “böse” unnatürliche Erziehung. Er soll hier selbstredend stellvertretend für alle Menschen stehen und so setzt er in einem terroristischen Akt am Ende des Buches ein Virus frei, das binnen kürzester Zeit allen Menschen die Unsterblichkeit nimmt, damit sie sich wieder der “natürlichen Ordnung” hingeben können.

Die Dramaturgie: Antiheldenreise zurück in die Steinzeit

Dramaturgisch erinnert das alles an eine Heldenreise – auch wenn die Hauptfigur vielmehr ein Antiheld ist und bleibt. Ob seiner Klischeehaftigkeit ist das ganze sehr schnell ziemlich vorhersehbar, so rechte Spannung will dabei nie aufkommen.

Die Themen: Kulturpessimismus vom Übelsten

Dass hier Themen aus der gesellschaftspolitischen Mottenkiste am Start sind, hatte ich bereits angedeutet. Die Unsterblichkeit selbst wird als SF-Thema nie so recht behandelt. Sie ist vielmehr nur eine Erweiterung des heutigen (vermeintlichen) Jugend- und Gesundheitswahns und der damit (angeblich) einhergehenden schwindenden Bedeutung der klassischen Familie. Kurz: der demografische Wandel als moralischer Niedergang der Gesellschaft. Gewürzt wird das mit ein wenig Urbanisierungskritik (die seelenlose kontinentale Megacity, die jegliche Natur unter sich begraben hat) und Kritik an der “Festung Europa” (mehr noch als heute strömen in dieser Zukunft Menschen aller Herren Länder nach Europa, um ebenfalls die Unsterblichkeit zu erlangen – an der Stelle ist das Buch fast noch am stärksten). Im Grunde läuft aber alles darauf hinaus, dass Fortschritt eigentlich Mist ist (selbst wenn er Milliarden Menschen ein Leben in Jugend ohne Krankheit bescheren sollte) und es für den Menschen das beste wäre, wenn er sich auf seine “wahre Natur” besinnt. Was immer das sein mag. Und zu viele Menschen sollte es sowieso nicht geben. Thanos gefällt das.

Das Szenario: die Zukunft, die keine ist

Zu Beginn der Lektüre fand ich das Szenario durchaus reizvoll: Eine Gesellschaft ewig junger und gesunder Unsterblicher in einer kontinentgroßen Stadt – das hätte was werden können. Die Grundidee wird aber an keiner Stelle konsequent ausgearbeitet. Das Unsterblichkeits-Thema wird wie gesagt auf einen übersteigerten Jugendwahn reduziert und die gigantische Größe einer Hundert-Milliarden-Stadt wird nie auch nur ansatzweise erlebbar gemacht. Der Autor schmeißt lediglich mit absurden Zahlen um sich – und lässt den Helden in kurzen U-Bahn-Fahrten zwischen einer Handvoll konkreter Handlungsorte hin-und-her-jetten. Auch die zeitliche Entfernung wird nicht sonderlich erlebbar gemacht, da im Grunde alles wie heute ist. Wir haben ein westlich-liberales Europa, das sich in einem wackeligen Bündnis mit den USA (hier “Panamerika”) befindet und sich gegen die restliche Welt abschottet und Flüchtlingswellen vor seinen Mauern und Toren vegetieren lässt. Nichts anderes also als eine grotesk verzerrte Version der Jetztzeit als plumpe Allegorie auf die aktuellen Zustände.

Thema verfehlt

Damit fällt das Urteil, ob dieses Buch meine ursprüngliche Anforderung an den Lesezwinger auch erfüllt, sehr eindeutig aus: Nicht die Bohne! Dennoch:

Nennt mich Buchbezwinger!

Lesetagebuch: Von Ankh-Morpork bis Zamonien

So viel, dass ich das ganze in mehrere Folgen aufteile, beginnend mit den Prosawerken. Aber lest selbst!

Gerade ausgelesen

Prinzessin Insomnia: Ich muss leider vielen Kritikern Recht geben. Das war jetzt nicht unbedingt der beste Zamonienroman aus der Moers’schen beziehungsweise Mythenmetz’schen Feder. Aber richtiggehend schlecht ist das Buch jetzt wahrlich auch nicht. Äußerst wortspielerisch und ideenreich geleitet Walter Moers den geneigten Leser durch Gehirn und Gedankenwelt seiner Hauptfigur, der titelgebenden Prinzessin. Leider bleibt das ganze oft etwas handlungsarm und dadurch mühsam zu lesen – und die Anbindung an den Zamonien-Kosmos hätte vielleicht auch etwas deutlicher ausfallen können. Wenigstens eine winzige Parallele zu Blaubärs Wanderung durch den Bollogg-Kopf hätte ich nett gefunden. Die Illustrationen von Lydia Rode (gleichzeitig Alter-Ego der titelgebenden Prinzessin) sind hervorragend und runden das stimmungsvolle Werk bestens ab. Doch, das Buch war alles in allem nett – hinterlässt aber keinen bleibenden Eindruck. Ich hab tatsächlich schon wieder vergessen, wie genau es ausgegangen ist.

Der Scheibenwelt-Kalender 2018: Darüber hatte ich mich gefreut. Die Reihe der Scheibenwelt-Kalender wurde tatsächlich mit einem Band über die Hexen fortgesetzt (im Original isses das Discworld-Diary von 2016). Wie gewohnt bietet das Bändchen muntere Texte und großartige Illustrationen für einen Teilaspekt des Scheibenwelt-Kosmos’. In diesem Falle die Hexenschaft aus Lancre, dem Kreideland und anderen Regionen. Von Oma Wetterwachs bis Tiffany Weh ist jede Hexe von Rang vertreten. Ein Muss für jeden Pratchett-Fan.

Aktueller Lesestoff

Futu.re: Mit diesem Stück Science-Fiction tue ich mich ein wenig schwer. Aus mehreren Gründen. Metro 2033 vom selben Autor Dmitri Glukhovsky hatte ich damals ganz gern gelesen. Ich mochte seinen Stil, er hat die bizarre U-Bahn-Unterwelt sehr stimmungsvoll in Szene gesetzt, der Roman war durchweg spannend.

Das gelingt ihn mit diesem dystopischen Szenario zumindest auf den ersten Seiten nicht sonderlich gut. Dabei ist das Szenario durchaus interessant. Wir befinden uns in einer Zukunft, in der der Tod besiegt wurde. Zumindest in Europa muss niemand mehr altern und daran sterben, was zur Folge hat, dass sich der komplette Kontinent in eine einzige gigantische Stadt mit hunderten Milliarden (!) Einwohnern verwandelt hat. Leider beginnt die Handlung wenig spannend mit einem klischeehaften Raubein, das von einem klischeehaften Multimilliardär einen klischeehaften Geheimauftrag erhält. Was auch arg nervt: die Hauptfigur (besagtes Raubein) verhält und äußert sich an mehreren Stellen extrem homophob. Mag sein, dass er absichtlich unsympathisch dargestellt werden soll – anstrengend finde ich das aber schon.

Aber ich bleibe dran. Das Szenario ist wie gesagt interessant – und so langsam kommt auch die Handlung in Fahrt. Schließlich wurde mir der Roman im Zuge der letzten Lesezwinger-Runde angeraten. Ich habe also keine Wahl.

Kaisers Vorfahren: Auch unter den Vorfahren meines alten Kumpels Ace Kaiser finden sich fleißige Schreiberlinge. Die Lebenserinnerungen und Alltagsanekdoten liegen auf meinem Kindle und ich blättere hin und wieder rein.

Was als nächstes?

Atlas der Scheibenwelt: Und es gibt ein weiteres Begleitwerk für die wunderbare Scheibenwelt. Es nennt sich Vollsthändiger und unentbehrlicher Atlas der Scheibenwelt und steht hiermit auf meinem Einkaufs- beziehungsweise Wunschzettel. Muss ich haben!

Kein Fortschritt / noch nicht angefangen

Sven Regener: Magical Mystery | Sven Regener: Wiener Straße | Alexander Jahnke (Hg.): Reiten wir! | Klaus Frick: Das blutende Land | Douglas Adams: Der elektrische Mönch | Douglas Adams: Der lange dunkle Fünfuhrtee der Seele | Douglas Adams: Lachs im Zweifel | Terry Pratchett und Stephen Baxter: Der Lange Kosmos | Paolo Bacigalupi: Biokrieg

Lesetagebuch: Die drei Sonnen von Liu Cixin

Damit habe ich die erste von drei Leseaufgaben der aktuellen Lesezwinger-Runde erfüllt. Die drei Sonnen hat mir außerordentlich gut gefallen – aber hat das Buch auch meine Anforderung erfüllt? Lest selbst!

Lesezwinger 2.1

Wir erinnern uns: Im Rahmen der zweiten Lesezwinger-Runde stellte ich der Gemeinde eine erneute Herausforderung.

Da fast jede Science-Fiction-Geschichte recht eurozentristisch angelegt ist und in einer Zukunft spielt, die im Grunde nur die Weiterführung unserer „westlichen“ Kultur darstellt, wünsche ich mir schon lange mal was zu lesen, in dem es in der Beziehung etwas realistischer zugeht.

Ich bekam gleich drei Vorschläge unterbreitet – unter anderem legte mir der gute @Weltenkreuzer Die drei Sonnen ans Herz. Und so landete dieses Werk des chinesischen Autors Liu Cixin flugs auf meinem Kindle. Es folgen zunächst eine Inhaltsangabe und eine schonungslose Bewertung, um dann der Frage nachzugehen, inwiefern meine Anforderung erfüllt wurde. Und ab hier gilt:

WARNUNG VOR DEM SPOILER!

Die drei Sonnen

Die Geschichte spielt zunächst in zwei Zeitebenen. Der Leser wird gleich zu Beginn in die chinesische Kulturrevolution der 60er Jahre versetzt. Die Astrophysikerin (und eine der beiden Hauptfiguren) Ye Wenjie muss mit ansehen, wie ihr Vater – ebenfalls Wissenschaftler – in Folge der chaotischen Ereignisse umgebracht wird. Ihre Mutter verliert sie eher auf übertragene Weise an die Kulturrevolution und selbst gerät sie als Tochter eines “unbelehrbaren Konterrevolutionärs” ebenfalls in die Fänge der revolutionären Garden. Im weiteren Verlauf landet sie im Arbeitslager und wird schließlich auf eine strenggeheime Basis geschafft, deren eigentlicher Zweck sich ihr (und dem Leser) zunächst nicht erschließt, die aber über eine riesige Radioantenne verfügt.

Die eigentliche Haupthandlung spielt quasi in unserer Gegenwart (oder nur wenige Jahre in der Zukunft). Die Hauptfigur hier ist der Ingenieur und Experte für Nanomaterialien Wang Miao, der eher zufällig in die Ereignisse gezogen wird. Anscheinend haben es gerade dunkle Mächte auf Wissenschaftler abgesehen, die reihenweise Selbstmord begehen oder ihre Forschung aufgeben. Auch er scheint in den Fokus dieser Mächte zu geraten, wird aber gleichzeitig von den staatlichen Organen kontaktiert und gebeten, bei dem Kampf gegen diese dunklen Mächte zu helfen. Wer diese Mächte sind und worum es überhaupt geht, wird weder ihm noch dem Leser zu Beginn offenbart. Es scheint sich allerdings um ein weltweites Phänomen zu handeln, da auch NATO- und US-Offiziere an den Aktionen beteiligt sind.

Wang Miaos Aufgabe beschränkt sich zunächst darauf, sich bei den Mitgliedern einer internationalen Wissenschaftler-Vereinigung sowie den Spielern des in Intelektuellen-Kreisen gerade beliebten VR-Spiels Three Body einzuschleusen. Darin spielt (oder erlebt) man die Geschichte einer Welt namens Trisolaris, die – logisch – um drei Sonnen kreist und daher einer sehr instabilen Bahn folgt, die für dramatische Klimaschwankungen verantwortlich ist. Die Zivilisation auf Trisolaris bricht daher regelmäßig zusammen und muss immer wieder bei null anfangen. Die (unmögliche) Lösung des physikalischen Drei-Körper-Problems (so ja auch der Originaltitel des Buchs) wäre für Trisolaris daher elementar und stellt anscheinend ein Spielziel dar.

Nach einigen Wechseln zwischen der Gegenwartshandlung, Rückblenden in die 60er Jahre und Schilderungen von Spielszenen offenbart sich dem Leser (und auch Wang Miao) schließlich das Szenario eines heraufziehenden interstellaren Krieges zwischen der Erde und dem realen Trisolaris, dessen erste geheime Schlachten schon voll im Gange sind. Und natürlich hat dies alles seinen Ursprung in der Vergangenheit und bei Ye Wenjie.

Die geheime Basis entpuppt sich nämlich als Teil eines chinesischen SETI/METI-Projekts. Es gelingt der Basis, eine Botschaft abzusetzen, die von Trisolaris empfangen wird – das sich nirgendwo anders als in der instabilen Umlaufbahn um die Alpha-Centauri-Sterne befindet. Und tatsächlich empfängt die Basis vier Jahre später eine Antwort, die – wie es der Zufall will – nur Ye Wenjie bemerkt. Die Antwort enthält eine Warnung, nie wieder eine Botschaft abzusetzen. Der Absender behauptet ein trisolarischer Pazifist und Dissident zu sein, der nicht möchte, dass die bereits in Marsch gesetzte Invasionsflotte die Erde entdeckt.

Da die gute Ye Wenjie aufgrund ihrer negativen Erlebnisse im Zuge der Kulturrevolution eine sehr schlechte Meinung von der Menschheit hat, entscheidet sie, ihren eigenen Planeten zu verraten und sendet eine zweite Botschaft ab, um den Invasoren den Weg zur Erde zu erleichtern. In den Folgejahren tut sie sich mit anderen Kulturpessimisten zusammen – unter anderem mit einem amerikanischen Naturrechtler – und begründet mit ihnen eine weltweite Geheimorganisation, die quasi als fünfte Kolonne die Invasion der Trisolarier unterstützen soll.

Gegen Ende kommt dann noch eine Handlungsebene auf Trisolaris hinzu, welche die Geschehnisse aus dieser Warte beschreibt. Das Buch endet damit, dass es den Menschen in der Gegenwart gelingt, diese fünfte Kolonne zu zerschlagen und die in der Zwischenzeit zwischen ihnen und Trisolaris stattgefundene Kommunikation zu sichern. Dadurch offenbart sich auch, mit welchen hochstehenden Waffen es den Trisolariern möglich war, die Forscher auf der Erde und ihre Arbeit zu beeinflussen. Das ist nämlich das Hauptziel in dieser frühen Phase der Invasion: Den wissenschaftlichen Fortschritt auf der Erde zum Erliegen zu bringen. Die Invasionsflotte ist nämlich noch 400 Jahre unterwegs. Und damit die Menschen bis dahin nicht technologisch aufgeholt – oder gar überholt – haben …

Somit endet “Die drei Sonnen” mit einem ersten Erfolg für die Menschen – wie es weitergeht erfährt man dann in den beiden Folgebänden.

Geradlinig, einfallsreich, spannend

Das Buch hat mir außerordentlich gut gefallen. Auch wenn die Handlung mit dem Konflikt zweier Welten und dem Invasionsthema durchaus nach recht klassischer Science-Fiction klingt, ist sie durch die Erzählweise sowie das Szenario und die Themen, in die sie eingebettet ist, sehr spannend. Was ich ja immer mag sind einfallsreiche SF-Ideen und da wurde ich mit dem aus einer Armee bestehenden Computer sowie den Sophonen sehr gut bedient.

Die Beschreibung eines solchen Computers hätte auch von Stephenson oder Gibson stammen können (eventuell gibt’s sowas ja sogar bei denen?) In einer Spielszene, die im Grunde die Historie von Trisolaris darstellt, wird in einem vortechnischen Zeitalter aus einer riesigen Armee ein Computer zur Berechnung des Drei-Körper-Problems entwickelt. Dabei stehen die Soldaten in “Schaltkreisen” beisammen und übermitteln sich mittels Fähnchen digitale Informationen. Das alles ist sehr anschaulich und stimmig beschrieben, dass es eine wahre Freude ist.

Ähnlich die Sophonen, welche die Hauptwaffe der Trisolarier darstellen. Es handet sich um programmierte Protonen, die zur Erde geschossen wurden und durch quantenverschränkte Pendants auf Trisolaris ferngesteuert werden können. Zwei davon genügen, um alle Teilchenbeschleuniger auf der Erde unbrauchbar zu machen und außerdem Wang Miao und andere durch Spukerscheinungen in Angst und Schrecken zu versetzen. Tatsächlich ist jedes Sophon ein autonomer Computer. Besonders beeindruckend war die “Herstellung” dieser Dinger. Die Trisolarier sind in der Lage, das elfdimensionale Innenleben auf- und wieder zuzufalten, um darin Schaltkreise einzubrennen. Ein aufgefaltetes Proton umspannt dann mal locker den ganzen Planeten. Auch dieser Vorgang ist sehr spannend beschrieben.

Die Charaktere: Stimmig mit einer Prise Klischee

Die weitere Rezi teile ich mal wieder nach meinem Bewertungsschema auf und verliere zunächst ein paar Worte über die Charaktere. Einige der Nebenfiguren mögen etwas klischeehaft daherkommen – zumindest im Ansatz gilt das sogar für den schnoddrigen Polizisten, der Wang Miao zur Seite steht. Die Hauptfiguren – allen voran Ye Wenjie – finde ich aber sehr gelungen und nachvollziehbar. Gerade ihr Weg von der entrechteten jungen Frau in der Kulturrevolution zur Verräterin an der Menschheit ist hervorragend beschrieben. Sie wirkt dabei nicht als Schurkin (auch wenn sie mindestens zwei direkte Morde zu verantworten hat). Man nimmt der Figur all ihre Taten und Entwicklungen ab. Ähnlich glaubhaft und durchdacht erscheinen die meisten Charaktere aus der 60er-Jahre-Handlungsebene. Doch auch wenn Wang Miao in der Gegenwarts-Ebene mehr eine passive Beobachterfunktion hat, wirkt auch er sehr stimmig.

Die Konflikte: Mensch gegen Gesellschaft

Die Hauptkonflikte, mit denen die handelnden Figuren zu tun haben, drehen sich in dem Buch eigentlich immer darum, dass der Einzelne sich mit der Gesellschaft, ihren Zwängen auseinandersetzen muss. Das wird natürlich vor allem in der 60er-Jahre Handlungsebene deutlich, in der die Hauptfigur ohnmächtig in die Mühlen der revolutionären Garden gerät, aber auch der amerikanische Naturrechtler sieht sich im Konflikt mit “dem System”. Später wird ein Trisolarier beschrieben, der ebenfalls im Widerspruch zu den dortigen Lebensverhältnissen steht und selbst Wang Miao muss sich vor allem mit den staatlichen Stellen auseinandersetzen, die ihn beauftragen – und später mit den Strukturen der Geheimgesellschaft, die er infiltriert hat. Interessanterweise werden diese Konflikte bei keinem so richtig aufgelöst. Alle fügen sich früher oder später in ihr Schicksal. Die einzige, die – wenn auch unerkannt – rebelliert, nämlich Ye Wenjie, reißt damit gleich die ganze Menschheit in den Untergang.

Die Dramaturgie: Geradliniger Krimi

Im Grunde ist das ganze ein Krimi. Tatsächlich beginnt die Gegenwartshandlung sogar mit einem Todesfall, den es zu Untersuchen gilt, nämlich dem mysteriösen Selbstmord einer Wissenschaftlerin. Wang Miao hat ein bisschen die Rolle eines Ermittlers inne – wobei er aber eher ein Watson ohne Holmes ist. Und so folgt man dem “Helden” bei seinen “Ermittlungen” sowie durch Rückblenden auf dem Weg zur Erkenntnis, was denn eigentlich hinter allem steckt. Leider wird Spannung dabei oft durch das schlichte Vorenthalten von Informationen erzeugt. Der Leser wie die Hauptfiguren kriegen einfach lange nicht gesagt, was den hinter dem Three-Body-Spiel und der Geheimorganisation steckt – obwohl die Behörden das schon recht früh zu wissen scheinen. An diesem Punkt ist das Buch tatsächlich am schwächsten.

Die Themen: Wissenschaft, Freiheit, Kulturpessimismus

Durch die Themenwahl und ihre Behandlung wird dieses Manko aber gleich wieder ausgeglichen. Ich hab mich ja ein wenig in die Irre führen lassen und am Anfang gedacht, die Geschichte entwickele sich in eine esoterische Richtung. Weit gefehlt. Das ganze ist in meinen Augen sogar eine subtile und gelungene Kritik am Kulturpessimismus. Subtil und gelungen vor allem deshalb, weil er seine Wurzeln durchaus nachvollziehbar begründet. Denn natürlich kann der Mensch dem Menschen schreckliches antun und natürlich führt Raubbau an der Natur nicht unbedingt zur Verbesserung der Umweltbedingungen. Aber konsequent zu Ende gedacht führt ein radikaler Kulturpessimismus zu menschenfeindlichem Handeln. Sehr schön hier auch die Szenen, in denen der hochgebildete Milliardärssohn aus Amerika auf die nordchinesischen Bauern trifft. Der eine leistet sich den Luxus, seltene Baumarten anzupflanzen, um sie vor dem Aussterben zu bewahren. Die anderen holzen sie natürlich wieder ab, um sich ihr hartes Leben etwas zu erleichtern.

Vor allem in der 60er-Jahre-Handlung ist zudem das Thema individuelle Freiheit präsent. Es wird sehr gut aufgezeigt, was es mit einem Menschen macht, wenn diese allzu drastisch eingeschränkt wird – und wie sehr dies die Entwicklung von Wissen und Wissenschaft behindert.

Und Wissenschaft ist natürlich das dominierende Thema. Das (im Original) titelgebende Drei-Körper-Problem dominiert fast den gesamten Roman. Ansonsten wird ausführlich Radioastronomie, SETI, Nanotechnologie, Stringtheorie, Grundlagenforschung im Bereich der Elementarteilchen und noch einiges mehr behandelt. Mit Fug und Recht kann das ganze auch Science Fiction genannt werden, da mit den Sophonen und vermutlich auch mit der Verstärkerfunktion der Sonne (da bin ich mir aber nicht so sicher) die science an etlichen Stellen fiktional weitergedacht wird.

Die Szenarien: Trisolaris, Kulturrevolution und das moderne China

Sowohl die reale als auch die rein fiktionale Welt, in die der Leser eingetaucht wird, haben mir sehr gut gefallen. Trisolaris ist eine wunderbar fremdartige Welt, deren Gesellschaft vielleicht etwas zu oberflächlich beschrieben wird – aber da kommt in den Folgebänden sicher noch was. Sehr faszinierend fand ich aber vor allem die Schilderung des Chinas der 60er Jahre. Das gelang sehr eindringlich und packend. Ebenso interessant – aus meiner westlichen Sicht – wie groß dann doch der Unterschied zum heutigen China ist, wie man es in der Gegenwarts-Ebene beschrieben bekam.

Herausforderung erfüllt?

Das Buch erhält von mir Höchstwertung und ich kann es nur wärmstens empfehlen. Aber hat es auch die gestellte Aufgabe erfüllt? Nicht ganz. Ich fand es schon sehr erfrischend, ein klassisches SF-Szenario aus (fast) rein chinesischer Sicht beschrieben zu sehen. Die Bedinung, dass “der Westen” nur noch eine historische Randnotiz sein soll, erfüllt sich aber nicht. Tatsächlich ist er sogar sehr präsent – auch wenn der NATO-Offiziers-Statist ein wunderbares Pendant zu ähnlichen nicht-westlichen Alibi-Figuren in vergleichbaren US-Filmen ist. Trotzdem ging vieles in die Richtung dessen, was ich lesen wollte. Ich danke der Lesezwinger-Gemeinde ganz herzlich für diese Empfehlung. Den Rest der Trilogie werde ich alsbald nachholen. Doch erst einmal:

Nennt mich Buchbezwinger!

Die eskapistischen Links der Woche – Ausgabe 37/2017

Bücher & Lesen

  • Jens aka @myrkvid, der Erfinder des Lesezwingers höchstselbst, hat sein erstes Buch aus der zweiten Runde der beliebten Lesechallenge bezwungen und bespricht es drüben bei Edieh: „If Then“ von Matthew De Abaitua
  • Greifenklaue stellt die Rückkehr von Blutroter Stahl in Aussicht. Vermutlich ist eine Neuauflage der Fantasy-Anthologie gemeint – oder gar ein zweiter Teil?

Fandom & Nerdtum

Sehr interessante Einordnung der bald startenden neuen Star-Trek-Serie in die Historie dieses Universums.

Hier klicken, um den Inhalt von YouTube anzuzeigen.
Erfahre mehr in der Datenschutzerklärung von YouTube.

Kino & Film

Eigentlich hat ja jede Geschichte und jeder Film immer auch ein Thema. Etwas, worum es eigentlich geht. Außer Ghostbusters. Ist aber nicht schlimm.

Hier klicken, um den Inhalt von YouTube anzuzeigen.
Erfahre mehr in der Datenschutzerklärung von YouTube.

  • Liebling, ich habe Matt Damon geschrumpft! Oder so ähnlich. io9 zeigt den Trailer der neuesten Incredible-Shrinking-Man-Variation.
  • Das Vieh aus der schwarzen Lagune ist dank Guillermo del Toro auch wieder am Start. Robots & Dragons zeigt den durchaus vielversprechenden Trailer von The Shape of Water.

Lauschen und Labern

Lego & Minifiguren

Sowas martialisches würde Zusammengebaut ja nie zeigen – außer, es kommt von Lesern.

Hier klicken, um den Inhalt von YouTube anzuzeigen.
Erfahre mehr in der Datenschutzerklärung von YouTube.

  • Weiteres wie immer drüben bei Zusammengebaut in der wöchentlichen LegoLinkListe – mit Horrorclowns auch nicht ganz ohne.

LOL & ROFL

DER BODEN IST LAVA!

Hier klicken, um den Inhalt von YouTube anzuzeigen.
Erfahre mehr in der Datenschutzerklärung von YouTube.

TV & Serien

Wissenschaft & Visionen

Its watch is ending.

Hier klicken, um den Inhalt von YouTube anzuzeigen.
Erfahre mehr in der Datenschutzerklärung von YouTube.

Ein monatliches best of dieser Links erscheint bei ukonio.de: Ukonios unglaubliche Umschau – die Webfundstücke des Monats.

Lesetagebuch: drei Sonnen, zwei Hawkeyes und eine Ente

Leider komme ich mit dem Abarbeiten nicht so recht hinterher. Wie das immer so ist. Aber lest selbst.

Gerade ausgelesen

nix

Aktueller Lesestoff

X-Men – Sauron: Bei diesem Marvel-Klassiker aus der Hachette-Sammelreihe bin ich unlängst ein paar Seiten vorangekommen. So beeindruckend der bombastische Zeichenstil von Neal Adams ist, tu ich mich mit den älteren etwas kolportagehafteren Geschichten ja immer etwas schwer. Interessant aber die Erkenntnis, dass der titelgebende Schurke bei seiner Namenswahl tatsächlich ganz ausdrücklich Bezug auf Tolkien nimmt.

Beren und Luthien: Wo wir gleich beim Thema sind. Da Sohnemann Christopher bei diesem Werk ja eine Komplettsammlung aller Varianten dieser Geschichte aus dem Ersten Zeitalter Mittelerdes vorlegt (und keine neu zusammengestellte Prosafassung, wie ich erhofft hatte), sind auch etliche Verse des Leithian-Liedes enthalten. Obwohl großer Tolkien-Fan muss ich ja gestehen, dass ich die Lieder und Gedichte immer gern querlese. Werd ich hier wohl auch müssen, um weiterzukommen.

Die drei Sonnen: Auch wenn er ein paar sehr klassische SF-Elemente enthält (zum Beispiel den Wissenschaftler, der von staatlicher Stelle zu Hilfe gerufen wird, um bei einer fantastische Bedrohung zu helfen), liest sich dieser chinesische Roman sehr erfrischend und spannend. Der Computer aus Millionen fahnenschwenkenden Soldaten ist nur ein Beispiel etlicher großartiger Einfälle. Ich bin schon relativ am Ende (gerade war die sehr schöne Szene am Panamakanal mit den “Fliegenden Klingen”). Natürlich folgt im Anschluss an die Lektüre eine ausführliche Rezension – schließlich war’s eine Lesezwinger-Aufgabe.

Was als nächstes?

Entenhausen Edition: Entenhausen – vor allem in der Version des Großmeisters Carl Barks in der Übersetzung von Erika Fuchs – ist immer einen Besuch wert. Daher bleibe ich dieser Reihe selbstverständlich treu und freue mich auf den aktuellen Band 45.

Hawkeye Megaband 3: Die mit “Mein Leben als Waffe” beginnende Hawkeye-Reihe gehört bekanntlich zum Besten, was in letzter Zeit in Sachen Superhelden-Comics auf den Markt gekommen ist. Sowohl der innovative Zeichenstil als auch die Story um das “normale” Leben der beiden Superhelden ohne Superkräfte (sowohl Clint Barton als auch Kate Bishop) wissen zu begeistern – beides eine gelungene Mischung aus Realismus und Comedy. Gefällt mir sehr gut. Panini bringt die Reihe unter anderem in seinem Megaband-Format raus. Da ist für mich endlich mal Band drei fällig.

Lesetagebuch: Was machen eigentlich Clever & Smart

Ein bisschen was hab ich tatsächlich geschafft – und mir einen Comic gekauft, den ich nicht lesen kann. Aber lest selbst.

Gerade ausgelesen

Clever & Smart: Ich verstehe kein Wort Spanisch – dennoch konnte ich an dem Stapel mit Mortadelo y Filemon Comics nicht vorbeigehen und musste den ersten Band aus der Coleccion Olé (offenbar die drölfzigste Auflage alter Klassiker) sogar mitnehmen.
Als Kind und Jugendlicher habe ich Clever und Smart natürlich geliebt – auch wenn ich nur eine Handvoll Alben mein Eigen nannte. Ehrlicherweise wiederholt sich das Handlungsschema immer wieder: Die beiden schusseligen Agenten und Hauptfiguren müssen irgendwelche absurden Aufträge ihres Chefs Mr. L (bzw. Senor Super) ausführen (meist gilt es, die bekloppten Erfindungen von Dr. Bakterius zu testen), was stets in comichaft grotesk brutalen Unfällen und Verletzungen etlicher Beteiligter endet.
Der Schwerpunkt liegt also ohnehin mehr auf den detailverliebten Zeichnungen als auf dem, was in den Sprechblasen steht. So konnte ich dieses Comicalbum dennoch genießen und mich herrlich beömmeln.

Das Lange Utopia: Mit Freuden habe ich am Ende dieses Romans festgestellt, dass er doch nicht der letzte aus der Lange-Erde-Reihe ist, die Terry Pratchett und Stephen Baxter kongenial miteinander erdacht und erschaffen haben. Dazu weiter unten mehr.
Auch dieser Band hat mir wieder gut gefallen – wie immer vor allem wegen der einfallsreich dargestellten Welt. Bekanntlich besteht die Lange Erde aus unendlich vielen menschenleeren Parallel-Erden, deren Unterschiede zu unserer Originalwelt stets auf mehr oder weniger ausgeprägt anderen erdgeschichtlichen Entwicklungen basieren.
In diesem Band sind mir tatsächlich auch mal ein paar Plot-Elemente in angenehmer Erinnerung geblieben. Die beiden Haupthandlungsstränge drehen sich einmal um die Historie der “natürlichen Wechsler” (die meisten Menschen benötigen nämlich ein Gerät, um zwischen den Welten zu springen) – hier war wohl vorwiegend Pratchett zu Gange.
Im anderen Handlungsstrang durfte Baxter sich mit fiesen Von-Neumann-Maschinen-Borg-Insekten austoben, die es abzuwehren galt.
Das ganze endet mit einem durchaus spannenden Cliffhanger, was meine Freude über über die zu erwartende Fortsetzung noch einmal steigert.

Monsters Unleashed: Das hat Spaß gemacht. Keine komplizierten innerfraktionellen Zwistigkeiten zwischen den Helden. Keine überraschenden Seitenwechseleien. Keine Tode und Wiederauferstehungen.
Einfach ein Haufen riesiger Monster, der auf der Erde erscheint und von unseren Marvel-Superhelden umgeboxt werden muss. Ja, das ist sehr geradlinig. Ja, das ist stark von Pacific Rim inspiriert. Egal! Monsters Unleashed hat richtig Bock gebracht.

Siege: Ich hab da noch immer gut 400 ungelesene Marvel-Comic-Hefte auf meinem Comixology-Account rumliegen. Vor ein paar Jahren bekam man ja jede Nummer 1 aller Serien geschenkt. Ich lade mir davon immer mal wieder ein paar aufs Endgerät. Zuletzt ein paar Sachen aus der Siege-Storyline, als sich Asgard mitten in Amerika befand, Norman Osborn Chef der Avengers war und als solcher Asgard belagerte. Echt ne coole Nummer, die ich mir eigentlich noch mal in Gänze – am Besten ab seiner Machtübernahme – reindrehen sollte.

Secret Empire: Auch für lau gibt’s gerade das aktuelle Free Comic Book Day Heft zum Marvel-Event Secret Empire, in dem sich Captain America himself auf einmal als fieser Hydra-Agent outet. So dämlich das im ersten Moment klingt – die Nummer scheint gar nicht so schlecht zu sein. Dieser kurze Einblick hat mir auf jeden Fall gut gefallen.

Aktueller Lesestoff

Beren und Luthien: Der folgende Satz fällt mir ein wenig schwer – aber ich bin ein bisschen enttäuscht von diesem Buch. Denn es ist wider meine Erwartung dann doch “nur” eine erneut kommentierte Sammlung der aus Silmarillion, Vergessene Geschichten und Co. bekannten Texte zur Legende von Beren und Luthien.
Ich hatte ja mehr auf einen extrapolierten “neuen” Prosatext gehofft, so wie Christopher Tolkien es schon bei den Kindern Hurins gemacht hat.
Trotzdem liest sich das Originalmaterial des Großmeisters natürlich ganz herrlich und die Aufbereitung mit Sohnemanns Kommentaren und den neuen Illustrationen ist wunderbar.

Die Drei Sonnen: Dank Lesezwinger darf/muss ich mich mit diesem wunderbaren chinesischen Science-Fiction-Roman befassen. Ob und und inwieweit er meine gestellte Aufgabe erfüllt, werde ich nach Ende der Lektüre in einem gesonderten Artikel ausführen.
Er gefällt mir auf jeden Fall von der ersten Seite an sehr gut. Das erste Kapitel schildert Ereignisse der Kulturrevolution, wonach die Handlung in die nahe Zukunft springt, in der sich die Hauptfiguren mit bislang noch unsichtbaren Gegnern auseinandersetzen müssen, die offenbar die Gesetze der Physik außer Kraft setzen können. Das alles ist sehr spannend und fesselnd geschrieben. Bislang großartig.

X-Men – Sauron: Einstweilen kein Lesefortschritt bei dem Marvel-Hachette-Klassiker.

Was als nächstes?

Mehr Marvel: Wie oben bereits erwähnt, liegen noch etliche ungelesene Nummer-Eins-Hefte aus dem Hause Marvel ungelesen in meinem Comixology-Account rum. Wie ebenfalls oben erwähnt, werde ich mir da als nächstes mal alles zu Dark Reign, The List und was es sonst noch so aus der “Regierungszeit” von Norman Osborn gibt zu Gemüte führen.

Der Lange Kosmos: Voraussichtlich im November erscheint der tatsächlich letzte Band des von mir sehr geschätzten Lange-Erde-Epos. Nach recht oberflächlicher Recherche meinerseits scheint es wohl so zu sein, dass Terry Pratchett bis auf ein paar Ideen gar nichts mehr zum Langen Kosmos beitragen konnte und Stephen Baxter den Abschluss der Reihe allein verfassen musste.

Lesetagebuch: Monster, Tolkien und der Lesezwinger

Dennoch stehen auf meinem Lesestapel etliche Monster Schlange, der gute Tolkien hat posthum noch mal einen rausgehauen und es dräut der Lesezwinger. Zum Glück hab ich erst mal Urlaub. Aber lest selbst.

Gerade ausgelesen

Batman New 52: Einem Comixology-Sale sei dank habe ich endlich zu Batman zurückgefunden. Dort gab’s nämlich unlängst den kompletten New52-Run von 2011 bis 2016 relativ günstig zu erwerben. Da musste ich natürlich zuschlagen. Die zehn Sammelbände umfassen die Hauptserie des Dunklen Ritters aus der New52-Ära und sind mit ein paar Anspielungen und Heftchen aus den Nebenreihen “Batman: The Dark Knight”, “Detective Comics”, “Batman and Robin” uswusf. gespickt – und bieten am Ende sogar einen kleinen Ausblick auf die aktuelle Rebirth-Ära.
Ich hatte ja schon 2011, als ich ein bisschen in den Neustart des DC-Comic-Universums reingeschaut hatte, den Eindruck, dass Batman und Gotham von den Umwälzungen am wenigsten betroffen waren und die größte Kontinuität zu der Zeit vor dem Flashpoint-Ereignis aufweisen. Wenn mich nicht alles täuscht gilt das auch für die kürzlichen Umwälzungen bei Rebirth, sodass sich dieser Abschnitt von Batmans Abenteuern angenehm in die hinlänglich bekannte Gesamt-Vita einfügt, da es immer wieder Anspielungen auf klassische Ereignisse wie Death in the Family, Killer-Joke etc. gibt.
Doch das nur nebenbei. Dieser Run überzeugt durch großartige Geschichten und eine gelungene Darstellung und Entwicklung der Charaktere. Meine Begeisterung über den ersten Abschnitt mit dem Court of Owls hatte ich ja schon im letzten Lesetagebucheintrag bekundet.
In Zero Hour blendet die Handlung in Batmans Anfangszeit zurück, in der ein herrlich fieser Riddler mal eben die ganze Stadt als Geisel hält (komischer Weise funktioniert hier ein ähnliches Szenario wie in dem verkorksten Dark-Knight-Returns-Film viel besser – aber das nur nebenbei).
Ohnehin erhalten viele von Batmans klassischen Schurken hier etwas mehr Komplexität und Tiefe. So bekommt Mr. Freeze ein ziemlich gelungenes neues Origin verpasst.
Allen voran wird sich natürlich dem Joker angenommen. Seine Vorgeschichte mit der Red Hood Gang sowie die beiden Handlungsbögen Death of the Family und Endgame, in dem Mr. J Batman weismachen will, ein unsterblicher ewiger Antagonist der Stadt zu sein, sind schlicht grandios.
Doch nicht nur die Schurken, alle Charaktere sind gut durchdacht und erhalten Raum, sich zu entfalten – vom guten alten Alfred und dem nicht minder etablierten Commissioner Gordon bis hin zu Batmans großartigem neuen Sidekick Bluebird.
Schließlich macht der alles überspannende Bogen das ganze zu einer sehr runden Sache. Auch wenn es in Comics ausgelutscht sein mag, selbst Batmans vermeintlicher Tod und Wiederauferstehung fügen sich darin hervorragend ein und machen diesen New52-Run bei aller Kontinuität mit dem restlichen Material zu einem grandiosen in sich abgeschlossenen Batman-Epos – und ja, mir hat auch der Robocop-Replacement-Batman gefallen.
Nur das mit der Batman-Backup-Maschine fand ich etwas strange.

Aktueller Lesestoff

X-Men – Sauron: Bei diesem Klassiker aus der Marvel-Hachette-Reihe bin ich noch nicht sonderlich weitergekommen. Die Zeichnungen des Großmeisters Neal Adams sind jedenfalls klasse.

Das lange Utopia: Wie bei allen Romanen aus dieser Reihe liest sich auch das vierte und letzte gemeinsame Parallelwelten-Buch von Terry Pratchett und Stephen Baxter ziemlich flüssig weg – obwohl nicht richtig was passiert. Aber das war schon immer, was mich an dem Lange-Erde-Epos angesprochen hat: Man taucht in diese faszinierende Welt ein, erfreut sich an ihrer einfallsreichen Beschreibung – und vergisst ziemlich schnell wieder, worum es eigentlich ging. Mittlerweile verteilt sich die Menschheit immer weiter über die unzähligen Parallelwelten, die bisherige Staaten- und Wirtschaftsordnung bricht immer mehr zusammen. Immer mehr Menschen stoßen jetzt jedoch darauf, dass man wohl nicht nur nach “Ost” und “West” wechseln kann – sondern dass es auch noch weitere “Richtungen” gibt, in denen Parallelwelten liegen. Und scheinbar gibt es außer Menschen, Trollen, Elfen und Kobolden noch weitere vernunftbegabte Wesen, die auf der Langen Erde unterwegs sind. Spannend.

Monsters Unleashed: Marvel ging es nach dem dramatischen zweiten Civil War (ich habe berichtet) und bevor mit Secret Empire noch schwerere Kost anstand kurz mal etwas unbeschwerter an. Die Autoren haben sich bei Monsters Unleashed ziemlich deutlich von Pacific Rim inspirieren lassen und lassen darin haufenweise Kaijus auf die Marvel-Erde und ihre Superhelden los. Das ist mit voller Absicht relativ anspruchslose Hau-Drauf-Action, die durchaus Laune macht.

Was als nächstes?

Beren und Luthien: Wie wir Tolkien-Nerds alle wissen, hatte der Großmeister einst geplant, nach dem Herrn der Ringe noch (mindestens) drei Romane aus dem Ersten Zeitalter Mittelerdes zu schreiben, je einen zur Geschichte der Kinder Hurins, zum Fall von Gondolin und zu Beren und Luthien. Sein Sohnemann, der bekanntlich beginnend mit dem Silmarillion den Nachlass seines Vaters Stück für Stück aufbereitet und veröffentlicht hat, begann vor ein paar Jahren damit, diese drei Romane aus den Aufzeichnungen J.R.R. Tolkiens zu extrahieren und zwischen Buchdeckel zu pressen. Nach “Die Kinder Hurins” ist nun endlich “Beren und Luthien” an der Reihe. Ich bin schon sehr gespannt (und hoffe inständig, dass er Gondolin auch noch schafft – Christopher ist ja auch nicht mehr der Jüngste).

Lesezwinger: Wie bereits berichtet ist der Lesezwinger wieder da, weswegen ich mich gezwungen sehe Futu.re, Biokrieg und Die drei Sonnen zu lesen.

Prinzessin Insomnia: Und Ende August geht es endlich wieder nach Zamonien! Mit Prinzessin Insomnia und der alptraumfarbene Nachtmahr legt Walter Moers zwar nicht das versprochene nächste Mythenmetz-Buchhaim-Werk vor – ist mir aber auch egal. Hauptsache Zamonien. Übrigens eines der wenigen Bücher, bei denen ich noch nach der gebundenen Ausgabe greifen muss. EBook kommt hier ausnahmsweise nicht in Frage.

Lesezwinger 2.0

Die beliebte Lesechallenge geht nach einigen Jahren Pause in ihre zweite Runde. Rechtzeitig zum Urlaub hab ich mir Lesestoff zu einem bestimmten Thema gewünscht – und gleich drei Antworten erhalten.

Wieder da: Der Lesezwinger

Aber der Reihe nach: Mit leicht veränderten Regeln hat der gute @myrkvid unlängst seine Twitter-Lesechallenge aus dem Jahr 2014 reanimiert und seine Follower im Speziellen und die Welt im Allgemeinen herausgefordert, ihm ein Buch zu einem bestimmten Thema oder mit sonstigen Eigenschaften zu finden – das er im Gegenzug dann gezwungen ist zu lesen und zu rezensieren. Er befand gleich zwei Antworten für würdig und verpflichtete sich somit die genannten Bücher auch zu konsumieren.

Die beiden Gewinner haben ihrerseits wieder Herausforderungen ausgesprochen und so ist die zweite Runde des Lesezwingers munter in vollem Gange.

Im Westen nichts neues mehr

Da ich in der ersten Runde vor drei Jahren mit Kinder der Drohne sehr interessanten Lesestoff vorgesetzt bekam, wollte ich diesmal natürlich wieder mit dabei sein.

Da fast jede SF in einer Zukunft spielt, die die Weiterführung unserer “westlichen” Kultur darstellt (selbst bei Star Trek sind im Grunde alles Amerikaner), wünsche ich mir schon lange mal was zu lesen, in dem es in der Beziehung etwas realistischer zugeht. Schließlich ist zum Beispiel das einst weltbeherrschende Mongolische Reich heute nur noch eine historische Randnotiz – so wird es in ein paar hundert Jahren doch vermutlich auch “dem Westen” ergehen. Ich hab mich sogar unter drei Antworten nicht entscheiden können – zum Glück hab ich bald Urlaub.

Somit sehe ich mich nun gezwungen zu lesen: Die drei Sonnen von Liu Cixin, Futu.re von Dmitri Glukhovsky und Biokrieg von Paolo Bacigalupi. Ich werde berichten.

Werde auch du ein Lesezwinger und Buchbezwinger!

Mitmachen? Nichts leichter als das! Einfach dem @lesezwinger den Lesewunsch mitteilen, aus den eingehenden Vorschlägen binnen 24 Stunden einen (oder mehrere) Sieger auswählen, lesen und rezensieren.

Die eskapistischen Links der Woche – Ausgabe 28/2017

Fandom & Nerdtum

Schicker Fanfilm aus der Frühzeit von Westeros – beziehungsweise Valyria.

Hier klicken, um den Inhalt von YouTube anzuzeigen.
Erfahre mehr in der Datenschutzerklärung von YouTube.

Gesang & Geräusch

Was man aus einem Flügel so alles rausholen kann.

Hier klicken, um den Inhalt von YouTube anzuzeigen.
Erfahre mehr in der Datenschutzerklärung von YouTube.

Kino & Film

Mein Reden! Spider-Man > Amazing Spider-Man

Hier klicken, um den Inhalt von YouTube anzuzeigen.
Erfahre mehr in der Datenschutzerklärung von YouTube.

Lego & Minifiguren

LOL & ROFL

Ist tatsächlich erschreckend passend.

Hier klicken, um den Inhalt von YouTube anzuzeigen.
Erfahre mehr in der Datenschutzerklärung von YouTube.

Ein monatliches best of dieser Links erscheint bei ukonio.de: Ukonios unglaubliche Umschau – die Webfundstücke des Monats.

10 Jahre nerdlicht.net: 2014 – zum Lesen gezwungen

Ein Jahr zurück: 2013

Viele kleine Highlights

Das Jahr 2014 hatte nicht das eine große, so aber doch viele kleine Highlights zu bieten, zu denen auch ein recht gelungener Sommerurlaub zählte. Im Blog war das ganz ähnlich. Hier ging alles seinen gewohnten eskapistischen Gang – mit ein, zwei kleinen Glanzlichtern obendrauf.

Lego bleibt erfolgreich

So stammt aus diesem Jahr mein bislang erfolgreichster Blogpost überhaupt: nämlich meine Bauanleitung für ein Lego-Minifiguren-Bilderrahmen-Display.

Facebook

Ich habe mich ja lange gesträubt. Aber aus einer unerklärlichen Laune heraus habe ich mir 2014 auch mal so eine Facebook-Seite zugelegt. Ist nicht viel los da – immerhin folgen mir dort bis heute aber schon 71 Leutchen. Juhu! (Edit: Facebook ist doof. Ich habe die Seite inzwischen wieder gelöscht.)

Erzwungenes ungezwungenes Lesen

Und dann kam der Lesezwinger. Der gute @myrkvid hatte die sehr schöne Idee zu dieser Lesechallenge. Man wird darin herausgefordert, ein Buch mit bestimmten Eigenschaften zu finden, das der Herausforderer dann liest und rezensiert. An der ersten Aufforderung bin ich gescheitert, habe dann aber im weiteren Verlauf der Challenge ein sehr interessantes Science-Fiction-Werk zu lesen bekommen – und zwar Kinder der Drohne von Neal Asher. Leider ist die Aktion nach drei, vier Teilnehmern wieder eingeschlafen – ich plädiere aber dringend dafür, den Lesezwinger wieder aufleben zu lassen.

Lesen und Labern

Es wurden in diesem Jahr nur 71 Posts (von denen ich einige wegen kaputter Links wieder entfernt habe), bei denen es noch häufiger ums Lesen ging (so hab ich die großartigen Amalgam-Comics aus den 90ern geschmökert).

Ein jahr weiter: 2015

© 2007-2024 by nerdlicht.net | Kontakt | Impressum | Datenschutz | Ich woanders: Eskapedia; World of Cosmos; Zusammengebaut; Instagram; Mastodon; Bluesky; Goodreads | Jetzt bestellen: "Mette vom Mond" von Finn Mühlenkamp | Theme von Anders Norén