Wir hatten in unserer letzten Ausgespielt-Episode bereits ein paar Worte darüber verloren: Letztes Jahr erschien im Prometheus-Verlag eine überarbeitete Version des DORP-Rollenspiels 1W6 Freunde. Jetzt hab ich es endlich auch gelesen.

Lies ein Rollenspiel in der Öffentlichkeit

Wie es der Zufall so wollte, fiel in diese Zeit auch die „Lies-ein-Rollenspielbuch-in-der-Öffentlichkeit-Woche“. Daher versuchte ich das Buch besonders auffällig in der U-Bahn zu lesen. Ob’s was gebracht hat, kann ich aber nicht bestätigen.

Wie auch immer. Ich habe das Büchlein jedenfalls mit großem Genuss gelesen. Es stellt den Versuch dar, die Jugenddetektiv-Geschichten a la Drei Fragezeichen, TKKG und so weiter in einem Rollenspiel umzusetzen. Und soweit ich das beurteilen kann (sooo der Hörspiel-Fan war ich damals nicht – obgleich das genau meine Zeit war) ist dieser Versuch gelungen.

Ein Hauch zu viel TKKG

Ich hab mich beim Lesen sehr gut unterhalten gefühlt. Das leicht spießige 80er-Jahre-Feeling dieser Jugenddetektiv-Geschichten wird hervorragend rübergebracht.

Die vielleicht etwas zu starke Orientierung an TKKG mag den ein oder anderen stören – auch hätte der Lektor ruhig noch ein weiteres Mal über den Text gehen können. Darüber hinaus aber ein sehr schönes und kurzweiliges Büchlein mit ansprechendem Layout.

Schlankes Regelwerk

Was mich allerdings besonders angesprochen hat, war das extrem schlanke Regelwerk. Jeder Charakter hat nur vier Werte (sinngemäß: Körper, Geist, Gesellschaft und Mut) und eine Spezialität, in der er zusätzlich besondere Leistungen vollbringen kann (nennt sich hier „Fleißkärtchen“). Und natürlich kommt ein modernes System  nicht ohne Fatepunkte – oder eine Abart davon – aus. Hier erhält die Gruppe als Ganzes einen Punktepool, der auf unterschiedliche Weise benutzt und wieder aufgefüllt werden kann – letztlich so, wie man es von Fatepunkten kennt.

Schließlich wird nur mit einem W6 gewürfelt (der Titel ließ es ahnen). Zusammen mit dem jeweiligen Wert geht’s gegen eine Schwierigkeit – ganz einfach und unkompliziert.

Kämpfe sind damit nur oberflächlich zu simulieren, was jedoch zum Szenario passt.

Aber völlig unabhängig davon finde ich solche extrem schlanken Regelwerke sehr reizvoll. Allein deswegen würde ich bei einer Runde 1W6 Freunde gern mitmachen – falls ich dazu Zeit hätte.