Nachdem ich im ersten Teil meiner GCT-Kurzrezensionen über Superhelden und Science-Fiction geplaudert habe, folgen nun ein paar Worte über meine restliche Beute vom Gratis Comic Tag 2022.

Enola Holmes

Dass Sherlock Homes einen Bruder hat, dürfte allgemein bekannt sein. Hin und wieder hat er darüber hinaus noch eine Schwester. Ich meine einmal gelesen zu haben, dass es eine Formulierung bei Doyle gibt, die die Existenz einer solche Schwester zumindest nicht ausschließt, darüber hinaus entstammt sie jedoch nur apokryphen Werken. Eines davon ist die letzte Sherlock-Staffel, in der eine gewisse Eurus Holmes ihr Unwesen treibt. Ein anderes sind die Enola-Holmes-Romane, deren erster bereits verfilmt wurde – und von denen es Comicadaptionen gibt, von denen ein Teil beim Gratis Comic Tag zu ergattern war.

Ich kenne nur die Verfilmung, kann daher nichts über die Akkuratesse der Umsetzung der Buchvorlage sagen. Das GCT-Heft hat mir unabhängig davon sehr gefallen. Die Zeichnungen sind wunderbar und die Handlung wird rund erzählt. Ich meine mich zu erinnern, dass Enola im Film etwas weniger schusselig dargestellt wird – aber vermutlich liegt die Comicversion damit etwas näher beim Roman.

Ein bisschen Schade finde ich, dass der Bruder Mycroft Holmes hier sehr unsympathisch und trocken dargestellt wird. Ich mag die etwas durchgeknallten Versionen in der Sherlock-Serie und den RDJ-Filmen viel lieber. Aber ich sehe ein, dass er in diesem Szenario eine solche Rolle einnehmen muss. Zugegebenermaßen ist sie auch sehr realistisch.

Ich mochte Enola Holmes bereits in der Filmversion sehr gern, als Comic gefällt sie mir ebenso gut. Ich werde ihre Abenteuer aber sehr wahrscheinlich nur auf dem Bildschirm weiter verfolgen. Der nächste Film ist doch schon in Arbeit, oder?

Caroline Baldwin / Der Augensammler

Eher zufallsgesteuert sind diese beiden Krimi- beziehungsweise Thriller-Comics in meiner Auswahl gelandet.1 Dem Genre bin ich nicht ganz so zugetan, habe beide Hefte dennoch mit einigem Interesse gelesen.

“Caroline Baldwin” ist offenbar die Heldin einer längeren franko-belgischen Reihe, die in New York als Ermittlerin auf Verbrecherjagd geht.2 Folgerichtig wird die Stadt selbst in den Zeichnungen sehr schön in Szene gesetzt. Der Aspekt hat mir besonders gut gefallen. Ansonsten halt ein Krimi.

“Der Augensammler” ist die Adaption des gleichnamigen Romans von Sebastian Fitzek. Das GCT-Heft beinhaltet natürlich nur einen Teil davon. Im Fokus steht hier der üblicherweise etwas heruntergekommene Ermittler beziehungsweise Kriminal-Reporter. Das alles kommt angemessen Film-Noir-mäßig daher. Kann man durchaus machen, wenn man dergleichen mag.

Lustiges Taschenbuch Fantasy

Lustige Taschenbücher gehen bekanntlich immer, vor allem, wenn es die Enten und/oder Mäuse in Fantasy-Szenarien verschlägt. Zumindest geht es mir so, weswegen die entsprechenden LTB-Sonderbände durchaus mein Interesse wecken. Das Gratis-Comic-Tag-Heft beinhaltet eine komplette Fantasy-Geschichte mit Donald Duck und Daniel Düsentrieb als Hauptfiguren. War durchaus nett – an Das Gläserne Schwert kommt’s aber um Längen nicht ran.

Die schreckliche Adele

Freche rothaarige Mädchen, die ihre Eltern in den Wahnsinn treiben, mag ich irgendwie.3 Entsprechend gefällt mir dieses aus Frankreich stammende Heftchen recht gut, auch wenn die einzelnen Cartoons ihr Potential nicht immer vollständig ausschöpfen.

Zöliakie / Vater-Sohn-Tag

Auch dieses Heft ist recht absichtslos in meiner GCT-Sammlung gelandet. Womöglich weil das Titelbild von Weitem ganz entfernt ein ganz klein wenig mangaesk gewirkt hat. Der Inhalt ist jedoch ein ganz anderer.

Die zwei in sich abgeschlossenen und von einander unabhängigen Geschichten schildern – ich nenne es mal – biografische Themen. In der ersten geht es quasi um die Entdeckung der Glutenunverträglichkeit. Der Erzähler schildert in der Rückschau, wie er in einer Art Kinderheim das Brot nicht vertragen hat, ein Arzt hinter das Krankheitsbild gekommen und ihm somit das Leben gerettet hat. Da diese Kindheit zudem offenbar mitten im zweiten Weltkrieg stattfand, war das Schicksal des Erzählers doppelt dramatisch. Hat mich dennoch nicht sonderlich gepackt.

Geschichte zwo dreht sich um den Generationswechsel. In zwei Zeitebenen wird der titelgebende Vater-Sohn-Tag geschildert: einmal in den 70ern, als ein Fernfahrer-Vater seinen Lütten auf eine Tour mitnimmt – und dann etwa 20 bis 30 Jahre später, als eben jener Sohn selbst Fernfahrer ist und seinen alten und kranken Vater auf eine Tour mitnimmt. Eigentlich ganz einfach und auch eher schlicht gezeichnet – ging mir aber etwas mehr nahe.

Minecraft und ein paar Mangas

Und dann hatten wir auf Wunsch des Nachwuchses noch ein paar Mangas japanischen und koreanischen4 Ursprungs dabei, über die ich nur bedingt etwas sagen kann. “Solo Leveling” über Monsterjäger, die hinter speziellen Dimensionstoren ihrer Profession nachgehen, kam in dem GCT-Heft leider nicht so recht in die Gänge.

Besonders enttäuschend war aber “Arazhul”, dieser Comic im Minecraft-Stil. Da haben wir zwar nicht viel – aber doch ein bisschen mehr erwartet.

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  1. Ich habe schon in meinem ersten Rezi-Artikel gestanden, mich nur oberflächlich auf die GCT-Comics vorbereitet zu haben.[]
  2. also die Heldin, nicht die Comicreihe[]
  3. aus Gründen[]
  4. Nennt man die dann überhaupt so?[]