Bingetagebuch: Battlestar Galactica

Ich lege mich fest: Battlestar Galactica aus den Jahren 2003 bis 2009 ist eine der besten Science-Fiction-Serien überhaupt. Dabei habe ich sie noch nicht mal ganz durch. Dennoch ist es Zeit für eine kleine Lobhudelung.

Neue Kampfsterne fliegen gut

Mir geht es hier wie gesagt um die Neuauflage der Serie aus dem Jahr 2003. Die Originalserie aus den 70ern erfuhr in jenem Jahr ein Remake, das hoch gelobt wurde und sich erfolgreich über vier Staffeln und diverse Miniserien, Webserien, Einzelfilme und eine kurze Spin-off-Serie erstreckte. Ich habe das damals zwar mitbekommen und auch kurz mal reingeschaut – bin aber aus unerfindlichen Gründen nicht hängengeblieben. Ein sträfliches Versäumnis, das ich gerade nachhole. Wenn man also – wie ich – Battlestar Galactica heutzutage schauen möchte, kann man zu DVD- und Blueray-Boxen greifen oder (das meiste) bei einem der allseits beliebten Streamingdienste bingen (nicht der, bei dem alles in der Flatrate enthalten ist, sondern der andere – kostet auch noch extra, aber es lohnt sich …). Dies also wäre das komplette Werk (oder hab ich was vergessen?):

  • Battlestar Galactica die Miniserie / der Pilotfilm (2003) – Ich habe den zweiteiligen Pilotfilm (2 x 90 Minuten) vor ein paar Jahren gestreamt, dort scheint es ihn einer schnellen Recherche zufolge aber nicht mehr zu geben. Hilft also nix – DVD/Blueray kaufen!
  • Battlestar Galactica: Staffel 1 (2004) – Die 13 Folgen der ersten Staffel (je 45 Minuten) kann man aktuell für schmales Geld streamen oder auf silbernen Scheiben erwerben.
  • Battlestar Galactica: Staffel 2 (2005) – Die zweite Staffel hat stolze 20 Folgen (Verfügbarkeit siehe oben).
  • Battlestar Galactica: The Resistance (2006) – Die aus zehn fünfminütigen Webisodes bestehende Winz-Serie ist bei keinem mir bekannten Streamingdienst zu finden, vermutlich aber in der ein oder anderen DVD-Komplettbox enthalten. Eventuell lohnt es sich, den Titel in die YouTube-Suche einzugeben.
  • Battlestar Galactica: Staffel 3 (2006) – Ebenfalls 20 Folgen, ebenfalls bei besagtem Streamingdienst sowie auf Siberscheiben erhältlich.
  • Battlestar Galactica: Razor / Auf Messers Schneide (2007) – Dieser separate knapp 90-minütige Fernsehfilm ist bei meinem Streamingdienst im Paket mit der vierten Staffel erhältlich (obwohl er eigentlich eine Rückblende auf Ereignisse der zweiten Staffel darstellt). Mag sein, dass dies auch schon in der entsprechenden Staffelbox der Fall war.
  • Battlestar Galactica: Razor Flashbacks (2007) – Diese sieben nur wenige Minuten langen Webisodes sind abermals nirgends zu finden. Außer vielleicht bei YouTube.
  • Battlestar Galactica: Staffel 4 (2008) – Die letzte Staffel besteht (je nach Zählweise) erneut aus 20 Episoden. Mein Streamingdienst teilt die Abschlussepisode in zwei Folgen auf und packt wie gesagt noch den Einzelfilm Razor als Doppelfolge an den Anfang, sodass man hier auf 23 Folgen kommt. Vermutlich wird das in den DVD-Boxen für den deutschen Markt ähnlich gehandhabt.
  • Battlestar Galactica: The Face of the Enemy (2008) – Erneut ein paar Webisodes. Diesmal zehn Episoden mit je fünf Minuten Länge. Nach denen hab ich mich noch nicht auf die Suche gemacht.
  • Battlestar Galactica: The Plan / der Plan (2009) – Ein weiterer Prequel-TV-Film. Den gibt’s separat zum Streamen. Und natürlich auf Silberscheibe.
  • Caprica (2010) – Die Spin-off-Serie ist nach nur einer Staffel mit 18 Episoden eingestellt worden. Ersten Recherchen zufolge kann man die wohl nirgends streamen. Mal schauen, ob ich da irgendwann zur DVD-Box greife.
  • Battlestar Galactica: Blood & Chrome (2012/2013) – Diese Prequel-Film war wohl ursprünglich als Pilot für eine Spin-off-Serie gedacht, wurde dann zunächst als erneute Web-Serie veröffentlicht und schließlich als nacheditierter Film herausgebracht. Danach habe ich auch noch nicht gesucht.

Das ist jetzt wohlgemerkt die erscheinungs-chronologische Reihenfolge und nicht zwingend die einzuhaltende Guck-Reihenfolge. Ich empfehle dringend, mit der Miniserie zu beginnen, um dann die vier Staffeln zu schauen. The Resistance sollte man schon zwischen Staffel zwei und drei einschieben, da es sich dort handlungs-chronologisch einfügt – wenn man denn möchte. Man kann es aber auch weglassen. Razor steckt wie gesagt meist im Paket der vierten Staffel mit drin. Alle Einzelfilme und weiteren Webserien sind Rückblenden, die man sich auch im Anschluss reindrehen oder weglassen kann. Und Caprica ist halt eine Prequel-Serie.

Wehe, wehe, wehe! Wenn ich auf das Ende sehe!

Aktuell habe ich davon die ersten drei Staffeln inklusive der ersten Webserie The Resistance sowie den TV-Film Razor gesehen. In die Razor Flashbacks habe ich ein wenig reinschauen können, die stellen aber ohnehin nur eine geringfügig ausführlichere Version einer Szene des TV-Films dar. Vor allem nach dem Finale der dritten Staffel ist meine Begeisterung auf einem absoluten Höhepunkt, sodass ich von meinem Vorsatz, alles Material aus diesem Universum aufsaugen zu müssen, aktuell nicht abzubringen bin.

Allerdings ist mir wohlbekannt, dass die vierte Staffel und vor allem das Ende der Serie unter den Fans gelinde gesagt umstritten sind. Ich bin daher schon selbst sehr gespannt, wie ich das Finale empfinden und ob es gar meine aktuell hohe Meinung von der Serie relativieren wird. Aber so weit ist es noch nicht und ab hier gilt vorsichtshalber:

WARNUNG VOR DEM SPOILER

Was bisher geschah

Die Serie ist eine komplette Neuerzählung der Handlung der alten Serie, sie stellt also keine Fortsetzung dar. Es gibt ein paar Anspielungen auf die alte Optik, die Namen von Orten und Charakteren sind gleich, der Grundplot ist identisch, weicht in etlichen Details aber teils deutlich ab. Sehr zum Vorteil des Ganzen, so die einhellige Meinung, der ich mich vollumfänglich anschließe.

Die Menschheit lebt mehr oder weniger friedlich auf den zwölf Kolonien, zwölf bewohnbare Welten, die offenbar um vier Sonnen kreisen, die sich in relativer Nähe zueinander befinden. Man beherrscht die überlichtschnelle Raumfahrt, die Welten treiben regen Handel und Austausch miteinander und sind in einem allumfassenden Staatengebilde zusammengeschlossen. Vor einigen Jahrzehnten endete der Krieg mit den Zylonen, einer Rasse intelligenter Maschinen, die einst von den Menschen erschaffen wurde und sich dann gegen ihre Schöpfer erhoben hat. Seither besteht ein Waffenstillstand und seit 40 Jahren hat niemand in den Kolonien mehr einen Zylonen gesehen. Irgendwo am Rande des menschlichen Einflussbereiches schwebt eine Raumstation, zu der in regelmäßigen Abständen ein Gesandter der Kolonien reist, um Verhandlungen zu führen – von zylonischer Seite ist dort aber nie jemand erschienen. Bis jetzt.

Die Handlung setzt ein mit dem völlig überraschenden Angriff der Zylonen auf alle zwölf Kolonien. Es gelingt ihnen auf einen Schlag alle militärischen Kräfte der Menschen mit einem Virus lahmzulegen und die Planeten mit Atomwaffen zu bombardieren. Neben dem Überraschungsmoment kam ihnen auch der zunächst unbewusste Verrat des Wissenschaftlers Gaius Baltar zugute, der dem weiblichen Zylonenmodell Nummer Sechs die Zugangscodes zu den Verteidigungssystemen übergab. Zu dem Zeitpunkt wusste noch niemand, dass es menschenähnliche Zylonen überhaupt gibt. Der Angriff gipfelt in der fast vollständigen Auslöschung der Menschheit. Lediglich einer kleinen Flotte ziviler Raumschiffe und dem letzten verbliebenen Kampfstern Galactica gelingt die Flucht. Mit ungefähr 50.000 Überlebenden an Bord entkommt die Flotte der Vernichtung. Um die Moral an Bord aufrecht zu erhalten, behauptet der Kommandant der Galactica Adama, den Weg zu einem legendären Planeten zu kennen, von dem in alten religiösen Schriften die Rede ist: die Erde.

Es folgt über vier Staffeln hinweg die Schilderung der jahrelangen Reise und ständigen Flucht vor den Zylonen mit etlichen Hindernissen, Krisen, Rückblenden und überraschenden Wendungen, die ich hier im Einzelnen gar nicht alle wiedergeben möchte. In Staffel vier wird das Ziel schließlich auf die ein oder andere Weise erreicht und die Handlung kommt zu einem Abschluss, über dessen Qualität sich die Geister wie gesagt scheiden.

Der erste Eindruck trügt oft

Als ich vor bald 15 Jahren zum ersten Mal einen Blick in diese Serie warf, gab es ein paar Punkte, die mich abgeschreckt und vom Weiterschauen abgehalten haben. Auch wenn ich als Kind etliches davon gesehen habe, war ich kein überbordend großer Fan der Originalserie. Dennoch störte mich ein wenig die Darstellung der menschlichen Kultur der zwölf Kolonien im Reboot. In der alten Serie war alles sehr auf Pseudoantike gemacht, was ich angenehm fremdartig empfand. Im Reboot hingegen rennen alle mit Klamotten des 20./21. Jahrhunderts herum und Gesellschafts- und Regierungsform sind sehr nah an die USA angelehnt. Das fand ich damals irgendwie doof.

Und dann ging mir die Wackelkamera ziemlich auf den Senkel. Was heute kaum mehr auffällt, weil es fast schon standard ist, war damals noch relativ neu. Bei “Lost” hatte ich es noch ertragen, dass die Kamera stets und ständig schaukelte, als würde ein Amateur das gerade ungefiltert dokumentieren. Zu der Absturz-Robinson-Geschichte passte der Found-Footage-Stil ja noch irgendwie. Bei meinem ersten BSG-Guckversuch empfand ich das aber als aufgesetzt und störend.

Heute weiß ich, dass ich diese Vorbehalte schon damals hätte beiseite wischen müssen. Sie fallen angesichts der Großartigkeit der Serie kaum ins Gewicht. Im Gegenteil. Mittlerweile halte ich beides sogar für Vorteile. Indem man dem Zuschauer weitgehend vertraute Gesellschaftsstrukturen präsentiert und davon absieht, das Regierungs- und Rechtssystem sowie die militärische Kommandostruktur jedesmal erklären zu müssen, kann man sich voll auf die Darstellung des eigentlich interessanten konzentrieren: die Charaktere und ihre inneren und äußeren Konflikte, elementare existenzielle Themen und richtig gutes Drama. Selbst mit der Wackelkamera habe ich meinen Frieden gemacht.

Schon vor etlichen Jahren habe ich immer mal wieder aufgeschnappt, wie gut diese Serie tatsächlich sein muss und immer im Hinterkopf gehabt: Irgendwann musst du das mal gucken. Dank moderner Streamingdienste und mobiler Endgeräte war es 2017 dann endlich soweit. Und ich staune immer wieder darüber, wie gut die Serie auf allen Ebenen tatsächlich ist, dass ich es gar nicht in wenige Worte fassen kann.

Grandios auf allen Ebenen

Es fängt schon mit der Musik an, der es stets gelingt, die ohnehin schon bewegenden Szenen dermaßen genial zu unterlegen, wie man es sonst nur aus guten Kinofilmen gewohnt ist. Nicht nur das – die Tracks sind so gelungen, dass die meisten auch für sich allein genommen sehr gut funktionieren. Und dieses Urteil will aus dem Munde eines (Film-) Musikmuffels wie mich etwas heißen. Auch die Effekte sind für ihre Zeit und den Rahmen einer TV-Serie herausragend. Ohnehin war ich von Anfang an von der physikalischen Akuratesse begeistert, mit der sich die Raumschiffe (meistens) bewegen. Das verschafft vor allem den Weltraumszenen einen Realismus und den Kampfszenen eine Ernsthaftigkeit, wie man sie in diesem Genre so nur selten sieht.

Realismus möchte ich auch dem gesamten Szenario attestieren – vor allem wenn es um die konkreten Charaktere und ihre Dramen geht. Selten habe ich den Umgang mit Trauer, Famileindramen, Krankheiten, Krieg, Terror, Tod, Alkoholismus und überhaupt der gesamten Bandbreite menschlicher Tragödie in einer Genreserie so lebensecht dargestellt gesehen. So gelingt es der Serie auch, dass man fast mit jedem Charakter mitfiebert, sich mit vielen davon identifiziert und sich ernsthaft für sie interessiert. Selbst etwas blassere und manchmal vielleicht sogar nervige Charaktere kriegen wenigstens einmal ihren großen Moment.

Das alles sei nur ein Schlaglicht auf die Ursachen meiner Begeisterung. Um all das ernsthaft zu würdigen, müsste man viel tiefer staffel- oder gar episodenweise einsteigen – was an anderer Stelle bestimmt schon oft geschehen ist. Für mich kumuliert das alles in der Schlussszene des Staffelfinales von Season 3 – eines der besten Staffelenden aller Zeiten.

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SO SAY WE ALL!

Kategorien: Bingetagebuch

3 Kommentare

  1. Es ist, hands down, eine der besten Sci-Fi- Serien, die es gibt. Die Stories sind mitunter unbequem, die Charaktere schwierig und sehr ambivalent, es gibt tolle Twists und alles wirk wie aus einem Guss. Hier und da hat man ein paar Schwächen und man spürt, wie die Autoren sich etwas in die Enge geschrieben haben, aber wenn man das Ende einfach verdrängt und dessen Existenz leugnet, ist alles super :D

  2. So say we all! Ich konnte damals die neuen Staffeln auch kaum erwarten. Tolle Charaktere, schöne Tiefe der Story… naja das Ende war dann etwas dürtig. Man hatte wohl alles Pulver verschossen. Aber es hat wirklich sehr viel Spaß gemacht, die Serie zu gucken.

    Ansonsten ist es an der SciFi-Fernsehfront ja seitdem etwas stiller geworden. Discovery hat mich (noch?) nicht ganz abgeholt. Mmmh, Lost in Space fand ich ganz nett. Sehr klassisch, vielleicht ein bißchen bieder, aber trotzdem gut erzählte Geschichten mit tollen Darstellern.

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