Mein Vorhaben, den Zykluswechsel parallel zum Erscheinungstermin zu lesen, habe ich knapp um ein paar Tage verpasst. Dennoch dürfte ich mit einer kleinen kritischen Rückschau auf die letzten 100 Hefte ganz gut in der Zeit liegen.

Band 3099: Die Kinder der Milchstraße

Den Abschlussband des Zyklus’ selbst fand ich eher durchschnittlich. Seine Funktion, die losen Fäden der Metahandlung zusammenzuführen und zu einem Ende zu bringen, hat er ganz ordentlich erfüllt. Eigenständige Glanzpunkte waren jedoch rar gesät.

Grundsätzlich mag ich es nicht so gern, wenn der Titelheld auf einen Strahlenpistole-schwingenden Buck-Rogers-Verschnitt reduziert wird.1 Die bedrohliche Stimmung im Golem kam allerdings gut rüber. Perrys Einsatzteam wirkte wie eine Infektion, die der Organismus des borg-artig zusammenwachsenden Riesen-Raumschiffs mit seiner künstlichen Besatzung zu bekämpfen versuchte. Das wurde sehr gelungen beschrieben.

Gefallen hat mir auch, dass die Mythos-Handlung und die Cairanische Epoche in diesem Heft zu einem finalen Abschluss gekommen sind.

Durchschnittlicher Zyklus

Denn auch den Zyklus als ganzen fand ich eher durchschnittlich. Dennoch gebührt ihm die Ehre, der erste seit 800 Heften zu sein, den ich wieder – fast – durchgehend gelesen habe. Das lag aber mehr an den herausragenden Einzelheften und weniger an der Metahandlung.

Letztere brauchte mehr als zehn Hefte, ehe sie überhaupt einigermaßen in die Gänge kam. Ich hatte mein Leid darüber in meinen Einzelheftkritiken (siehe unten) ausgiebig geklagt.

Dabei fand ich den Grundgedanken gar nicht mal schlecht: Der Titelheld kehrt durch einen unfreiwilligen Zeitsprung 500 Jahre zu spät in die heimatliche Milchstraße zurück und findet diese unheimlich verändert vor. Niemand mag sich mehr so recht an die einst tonangebende Erde erinnern und die bis dato unbekannten Cairaner haben das Ruder in der Galaxis übernommen.2

Das war ein durchaus gut gemeinter Aufgriff der aktuellen Fake-News-Thematik – insgesamt habe ich die Meta-Handlung dann aber als recht geradlinig empfunden. Dennoch konnte mich der Zyklus begeistern – nämlich durch viele sehr gute Einzelromane.

Begeisternde Einzelhefte

Trotz der oben genannten Einschränkungen habe ich die Perry Rhodan Serie in den letzten beiden Jahren mit wiedererwachter und stetig wachsender Begeisterung gelesen. So ganz kann ich mir das nicht erklären. Hat mich auf meine alten Tage eine heftige Nostalgie-Welle erfasst – oder sind die Autorinnen und Autoren und ihre Romane einfach besser geworden?

Ohne das erste ausschließen zu wollen bin ich der Meinung, dass die Hefte, die ich gelesen habe, schlicht und einfach ziemlich gut sind. Um nur einige zu nennen:3 da gab es einen fantastischen Gastroman von Andreas Brandhorst,4 Michelle Stern hat sich in einem der ersten Hefte hervorragend einiger Posbi-Charaktere angenommen,5 Oliver Fröhlich hat mit der Entstehungsgeschichte des TARA-Psi großartige Science-Fiction abgeliefert,6 der Zerozone-Vierteiler von Christian Montillon war ein absoluter Höhepunkt des Zyklus,7 Wim Vandemaans Andromeda-Roman war der Hammer,8 ebenso der Drangwäsche-Doppelband von Michael Marcus Thurner,9 Guckys vermeintliches Ableben nebst Wiederauferstehung10 und schließlich Atlans Frieden mit den Kosmischen Mächten und seiner Ritteraura, den Leo Lukas in Szene gesetzt hat.

Dünne Datengrundlage

Hier nun mein Geständnis: Es waren insgesamt nur 30 Hefte, die ich aus diesem Zyklus gelesen habe, diese allerdings recht gleichmäßig verteilt. Um die Transparenz auf die Spitze zu treiben hier die von mir gelesenen Hefte im einzelnen. Die Links führen auf meine Einzelkritiken hier im Blog – so vorhanden.

3000 | 3001 | 3002 | 3003 | 3004 | 3005 | 3006-3009, 3013, 3015, 3016 | 3021 | 3025 | 3030 | 3039 | 3050-3053 | 3058 | 3066, 3067 | 3072 | 3083 | 3087 | 3088 | 3098 | 3099

Ausblick 3100

Im Perry-Rhodan-Jubeljahr11 ist es natürlich Ehrensache, die Lektüre fortzusetzen. Aktuell stecke ich im neuen Jubiband und habe große Lust auf den just begonnenen Chaotarchen-Zyklus. Vermutlich werde ich die Praxis beibehalten, hier und da ein paar Hefte zu überspringen. Aber ich bleibe dran und werde berichten.

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  1. Ohne Buck Rogers damit zu nahe treten zu wollen. Immerhin ist er eines der zahlreichen ehrwürdigen Vorbilder Perry Rhodans.[]
  2. Kenner der Serie erinnert das natürlich an vergangene Zyklen wie beispielsweise die Cantaro ab Band 1400 – aber das ist kein legitimer Kritikpunkt, da man das Rad nach 3000 Heften schwerlich immer neu erfinden kann.[]
  3. und ohne dabei die nicht ausdrücklich genannten gering schätzen zu wollen[]
  4. Ich mochte das Fake-Terrania-City, das meiner Meinung nach aus dem Anti-Universum stammte.[]
  5. Die Darstellung von KI-Zivilisationen hat sich ohnehin zu einer Stärke der Serie gemausert.[]
  6. Aktuell einer meiner Lieblings-PR-Autoren. Auch hier wurde das KI-Thema billant in Szene gesetzt.[]
  7. Endlich mal wurde die terranische Öffentlichkeit nachvollziehbar dargestellt. NATHANs Entwicklung war unglaublich gut – schon wieder KIs – und Amalia Serran war eine der besten Nebenfiguren seit langem.[]
  8. Wie wir jetzt wissen bereits foreshadowing zum neuen Zyklus. Der rote Faden von den MdI zu den heutigen Tefrodern, der hier mal eben so gesponnen wurde, war grandios.[]
  9. Die Haluter sind nach den Posbis das faszinierendste Alien-Volk bei PR. Ich bin stets begeistert, wenn diese gut in Szene gesetzt werden. Und auch hier stand wieder eine künstliche Zivilisation im Fokus.[]
  10. Dem wir fürderhin den offiziellen Gucky-Tag verdanken.[]
  11. Stolze 60 Jahre hat sie Serie bald auf dem Buckel.[]