Kategorie: Lesetagebuch

Perry Rhodan Androiden – erstes Viertel

Just habe ich den dritten Band der aktuellen #PerryRhodan Miniserie “Androiden”1 und somit das erste Viertel der zwölfbändigen Reihe ausgelesen. Und ich muss sagen, die Geschichte gefällt mir richtig gut. Die Charaktere und ihre Chemie haben Feuer, der Plot ist spannend und das Setting ist einfallsreich. Vor allem letzteres spricht mich sehr an, da mein aktuell liebstes #ScienceFiction-Thema künstliche Intelligenz im Mittelpunkt steht.

KI bei PR

Künstliche Intelligenz ist meiner Meinung nach das Spannendste, womit sich die Science-Fiction zur Zeit befassen kann und sollte. Das tut die Perry-Rhodan-Serie natürlich bereits seit 1961 – aus meiner Sicht allerdings oft sehr uneinheitlich. Umso erfreuter bin ich, dass das Thema im Mittelpunkt der neuen Miniserie steht. Mit der KI-Person Aurelia Bina spielt zudem eine der spannendsten Figuren der aktuellen Serienhandlung eine tragende Rolle. Mit dem KI-Volk der – ACHTUNG SPOILER! – Androgyn-Roboter wird auf eine sehr interessante Idee der früheren Serie zurückgegriffen. Erfrischenderweise mal eine Idee, die nicht aus den ersten zwei-, dreihundert Heften stammt.

Auf dem künstlichen Auge blind

Um eine Sache drücken sich die Miniserie und die PR-Serie als ganzes aber weiterhin herum. Man gewinnt beim Lesen stets den Eindruck, als wären Status und Stellung künstlicher Intelligenzen in der beschriebenen Gesellschaft noch völlig ungeklärt, als würde es künstliche Intelligenzen erst seit relativ kurzer Zeit geben. Tatsächlich aber wird eine Welt beschrieben, in der Roboter schon seit Jahrtausenden – oder sogar seit Jahrzehntausenden, wenn man die Arkoniden, Tefroder, Akonen etc. einbezieht – eine absolute Normalität sind. So fühlt es sich oft aber leider nicht an.

Wobei es stark von der oder dem Schreibenden abhängt, wie das Thema geschildert wird. Einige Autor:innen legen großen Wert darauf den Unterschied zwischen Robotern und “echten” biologischen Lebewesen zu betonen – andere lassen diese Grenze lieber etwas verschwimmen. Das mag zum einen daran liegen, dass das Perryversum schon immer auch einen Hauch esoterisch und pseudo-magisch ist2 mit PSI-Kräften, Vitalenergie und sogar einer Seele,3 die “echtes” Leben zweifelsfrei definierbar macht. Zum anderen war es auch nie Anspruch der Serie, tiefgründige Social-Fiction zu betreiben. Es ist und bleibt ein hervorragendes Weltraum-Acion-Epos und das ist auch gut so.

Positronisches Konkordat

Dennoch wünsche ich mir, dass irgendwann einmal vernünftig festgelegt wird, wie die Gesellschaft bei PR formal mit ihren künstlichen Mitgliedern umgeht. Wie genau ist denn jetzt der Status von Aurelia Bina im Gegensatz zu einem TARA-Kampfroboter von der Stange? Hat sie volle Bürgerrechte? Aktives und passives Wahlrecht? Kriegt sie ein Gehalt, mit Arbeits- und Tarifvertrag? Oder ist sie letztlich Staatseigentum? Und auf welcher Grundlage ist das bei dem TARA anders? Tatsächlich gibt es hin und wieder mal Ansätze in der Serie, das zu klären. Zuletzt in den 3050er-Bänden, als der Zentralrechner der Menschheit NATHAN mit dem Positronischen Konkordat nach 3000 Jahren Existenz endlich mal seine Freiheitsrechte hat festschreiben lassen. Ich mochte das.

Vielleicht gibt’s ja irgendwann eine große Perry-Rhodan-KI-Chronik, die dieses Thema für das Perryversum beginnend mit Meech Hannigan4 aufrollt. Ich würd’s lesen.

Genug gemeckert!

Aber das alles nur nebenbei. Lest alle die Perry Rhodan Miniserie Androiden! Sie ist sehr gut!

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  1. Funfact: Die Serie sollte ursprünglich “Droiden” heißen – bis die Rechtsabteilung von Bauer davon Wind bekommen hat.[]
  2. kein Vorwurf, kann man über Star Trek genauso sagen[]
  3. Jaja, ÜBSEF-Konstante, ich weiß, voll wissenschaftlich![]
  4. Den mochte ich soooo gerne! Mein Lieblings-Roboter noch vor Data.[]

Buchfundstück: Flächenland

Mein Buchladenfundstück in diesem Urlaub: “Flächenland” von Edwin A. Abbott, ein wahrer Klassiker der Science-Fiction-Literatur aus dem 19. Jahrhundert. Auszüge daraus kenne ich schon lange aus diversen Wissenschaftsbüchern meiner Kindheit. Ich glaube, es waren die Dinger von Rudolf Kippenhahn. Kennt die noch jemand? Die sind großartig! Wie auch immer, jetzt habe ich “Flächenland” endlich einmal komplett vorliegen. Bin gespannt.

Zeitreise mit den Abrafaxen

Ich lese nun schon seit Jahren unregelmäßig in die wunderbaren Abenteuer der Abrafaxe rein und bin jedes Mal von den großartigen Zeichnungen und den einfallsreichen Geschichten begeistert. Die Einbettung der Abenteuer in die jeweiligen historischen Epochen finde ich stets besonders gelungen.

In den aktuellen Heften begleiten wir die Helden dabei, wie sie irgendwann im 9. Jahrhundert einen Elefanten als Geschenk des Sultans quer durch Europa zum Frankenkönig schaffen müssen. Höchst amüsant und kurzweilig!

Ich habe in all den Jahren allerdings noch nie ein Heft erwischt, das beschreibt, wie die Abrafaxe von einer Epoche in die nächste wechseln. Ist das einfach ein willkürlicher magischer Vorgang oder steckt dahinter eine relevante Metahandlung?

Könnte ich vermutlich einfach googeln, ich weiß. Aber der direkte Austausch mit einem Mosaik-Fachmenschen ist sicher erbaulicher. Oder ich stolpere irgendwann doch einmal über eines der Zeitreisehefte. Muss es ja zwischen den Epochen geben.

Was lesen wir denn dieses Jahr?

Ich habe dieser Frage bereits einen Absatz in meinem Jahreswechselpost gewidmet. Die mehr oder weniger vagen Vorstellungen wollen natürlich dokumentiert sein.

Goodreads-Reading Challenge

Den Klassiker unter den Leseherausforderungen bietet wie immer Goodreads an. In meiner 2024 Reading Challenge habe ich dieses Mal bescheidene 75 eingetragen.1 Bei 52 #PerryRhodan-Heften, mindestens 14 #OnePiece-Bänden und einer Handvoll Entenhausen-Editionen sollte das kein Problem sein.

Viel interessanter ist, ob ich meinem Anspruch gerecht werden kann, auch ein paar Dinge außerhalb der genannten Reihen zu lesen. Mir fehlen ja noch viel zu viele #ScienceFiction-Klassiker aus älteren und neueren Tagen, die ich mir endlich einmal einverleiben möchte: Die Bobiverse-Sachen von Dennis E. Taylor, Pantopia von Theresa Hannig, oder die Marstrilogie von Kim Stanley Robinson, um nur ein paar zu nennen.

Wie ich mich kenne, wird es maximal eines davon – wenn mir nicht wieder Walter Moers, Heinz Strunk und/oder Sven Regener mit neuen Werken dazwischengrätschen.2

Oder ich orientiere mich einfach an den Covern.

Schachbrett Challenge

Die gute Kaisu hatte da nämlich eine hervorragende Idee. In ihrem Blog LIFE4BOOKS stellt sie die Schachbrett Challenge 2024 vor. Die Idee ist amüsant und ganz nach meinem Geschmack: man fordert sich selbst heraus, über das Jahr ein Schachbrett mit gleichermaßen dunklen und hellen Buchcovern zu füllen. Stand jetzt sähe das bei mir ungefähr so aus:

Deutlicher Überhang bei den dunkeln Covern, würde ich sagen – was mich eventuell animiert, endlich mal meine alte FAZ-Comicsammlung zur Hand zu nehmen, die ich vor über zehn Jahren mühsam zusammengesammelt und seither nicht angerührt habe.

Aber erzählt selbst! Was packt ihr so auf eure Lesestapel?

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  1. Ich höre Chris vom Weltendieb laut durch den Aether lachen.[]
  2. vom Kehlmann könnte man eigentlich auch mal wieder was lesen[]

Lesetagebuch: Der Ring des Nibelungen

Dieser Text liegt schon ein Dreivierteljahr fragmentarisch in meinen Blogentwürfen herum. Ihn ganz zu verwerfen hätte ich zu schade gefunden – daher habe ich mir ein Herz gefasst, ihn endlich zu Ende getippt und lege ihn hiermit vor.

Zwei Dinge muss ich eingangs gestehen. Zum einen mag ich die Musik von Richard Wagner ziemlich gern – wohl wissend, was für ein unverhohlener Arsch er war. Zum anderen bin ich mit seinem Werk dennoch nur oberflächlich vertraut. Das gilt auch für jenes, um das es hier gehen soll: Der Ring des Nibelungen.

Klar, es handelt sich um eine vierteilige Oper, in der die nordischen Göttersagen aus der Edda1 und die Nibelungensage2 miteinander verwurstet sind. Mir war auch grob bewusst, dass Wagner beide Vorlagen relativ frei und willkürlich verwoben und zu einer dramaturgisch geschlossenen Einheit gegossen hat, die viele Ursprungs-Elemente anpasst, verändert oder neu interpretiert. So, wie es bei Verfilmungen auch heute üblich – und vollkommen legitim – ist.

Viele der eingängigen Melodien, Arien und Ouvertüren habe ich grob im Ohr – komplett gesehen oder gehört und verinnerlicht habe ich bislang aber nicht eine der vier Opern, geschweige denn den kompletten Zyklus.3

“Der Ring des Nibelungen” – Comicadaption von P. Craig Russell

Zu meiner Freude sprang mir beim Buchmessebesuch in Leipzig die relativ frische – beziehungsweise neuaufgelegte – Komplettausgabe der Comicadaption des Rings von P. Craig Russell in die Augen und wollte mitgenommen werden.

Dank dieses wunderbaren Bandes, der sich laut eigenem Vorwort sehr dicht an der Vorlage orientieren soll, habe ich diese Wissenslücke endlich schließen können.

Laut seinem Eintrag bei Goodreads wurde der Comicband Der Ring des Nibelungen – nach dem Opernzyklus von Richard Wagner 2014 veröffentlicht. Tatsächlich stammt er ursprünglich aus den Jahren 2000 und 2001 mit neuen Auflagen/Editionen in 2014 und 2023.

Rheingold bis Ragnarök

Keine Sorge, ich gebe hier jetzt nicht die komplette Ring-Geschichte wieder. Entweder kennt ihr sie eh – oder ihr gönnt euch selbst diesen Comic oder eine andere Interpretation des Stoffs.4

Für mich hat sich bestätigt, dass Wagner recht schamlos und freimütig Versatzstücke aus Edda und Nibelungenlied zusammengewürfelt und neu interpretiert hat. So wird der ausgetrickste Riese aus der Edda, der die Mauern Asgards bauen soll, zu deren zwei, die hier Walhall errichten, sich Kain-und-Abel-mäßig zerstreiten, worauf sich der überlebende in den Drachen Fafnir – beziehungsweise Fafner – aus der Nibelungensage verwandelt, um später von Siegfried erschlagen zu werden.

Siegfried ist hier auch nicht der Spross des Fürstenhauses von Xanten, sondern ein Enkel von Wotan höchstselbst, entstanden aus einer unbeabsichtigten Inzestbeziehung, aufgewachsen als Waise unter der Obhut eines Nachtalben.5

Der Nibelungen-Teil endet mit der Ermordung Siegfrieds durch Hagen und wird direkt mit der Götterdämmerung verknüpft. Wie es sich für ein ordentliches Drama gehört, sind am Ende so gut wie alle tot.

Und all dies wird angetrieben von einem ringförmigen MacGuffin und einem unsichtbar machenden Tarnhelm – aber dazu weiter unten mehr.

Spannend aber unsympathisch

Schon im Nibelungenlied ist Siegfried bekanntlich ein ziemlich unbekümmerter Held, den moralische Erwägungen nicht sonderlich jucken. Wie unfassbar unsympathisch er bei Wagner daherkommt, überrascht mich dann aber doch. Wenn das der idealtypische “freie Mensch” sein soll, kann mir der gestohlen bleiben.

Allzu weit möchte ich mich in Sachen Interpretation nicht vorwagen, dazu ist aus weitaus berufenerem Munde in über hundert Jahren vermutlich schon alles gesagt worden. Beim Querlesen ist mir sogar eine klassenkämpferische Deutung untergekommen, die ich allerdings nicht allzu ernst nehmen kann. Aus meiner Sicht ist der Zusammenhang zwischen Wagners Gesinnung und der Darstellung der Nachtalben-Protagonisten ziemlich unzweifelhaft.

Davon abgesehen ist das Ganze aber eine sehr gelungene und spannende Geschichte. Ich halte die Vermischung und Umdeutung alter Stoffe ausdrücklich für legitim und habe immer große Freude an derartigen Crossovern und Remixen. Edda und Nibelungen dergestalt zu vermengen und mit einem verbindenden roten Faden zu versehen ist höchst naheliegend und erbaulich.6

Cooler Comic

Die Übersetzung all dessen in das Comic-Medium gelingt dem Band ganz hervorragend. Die Bildersprache nimmt sich durchaus zurück und schöpft ganz bewusst nicht all ihre Möglichkeiten aus. Dadurch wird eine szenenhafte und bühnengerechte Darstellung erhalten ohne jedoch ganz auf weite Landschaften und eine dezente Superheldencomic-Optik zu verzichten.

Durch diese Mischung bleibt die Erinnerung daran erhalten, dass es sich ursprünglich um ein Bühnenstück handelt. Und trotzdem wird die Handlung in einfallsreichen, dynamischen und detailfreudigen Bildern vermittelt. Gefällt mir außerordentlich.

Gruß an Tolkien

Zum Abschluss noch eine Sache, die natürlich auch schon erschöpfend rauf- und runterdiskutiert worden ist. Als alter Mittelerde-Freund ist mir die Gegenüberstellung des Tolkien‘schen und des Wagner‘schen Rings hier und da bereits untergekommen. Die zahlreichen offensichtlichen Parallelen haben mich dann aber doch überrascht.

Soweit ich weiß, hat sich Tolkien recht abfällig über Wagners Werk geäußert und sich gegen jeden Vergleich und den Verdacht verwahrt, er habe sich von diesem Ring für jenen Ring inspirieren lassen. Dennoch springen dem geneigten Lesenden die Ähnlichkeiten arg ins Auge. Das mag schlicht daran liegen, dass beide aus denselben Quellen geschöpft haben, aber dass Tolkien Wagners Werk kannte ist auch unbestreitbar.

Es gibt wohl ein relativ aktuelles Buch, das sich um diese Frage dreht. Ich bin aber sicher, dass sich unten in den Kommentaren bald kluge Anmerkungen dazu finden lassen. Um selbige zu befeuern, liste ich meine Beobachtungen einfach mal auf.

Da ist allem voran natürlich der Ring selbst, dessen mythologische Quelle Odins Ring Draupnir sein dürfte. Dessen “Fähigkeit” ist “im Original” allerdings nur, in regelmäßigen Abständen acht Dubletten seiner selbst abzutropfen. Die Ringe bei Tolkien und Wagner hingegen sind beide vor allem die idealtypischen größten aller Schätze, auf die sich die verderbliche Besitzgier7 aller Protagonisten vereint. Selbst die Tarnfunktion kommt bei beiden vor, auch wenn sie bei Wagner vom Tarnhelm übernommen wird, der allerdings demselben Schatz wie der Ring entstammt.

Bei Siegfrieds Schwert Notung ist die Ähnlichkeit zu Elendils Schwert Narsil leicht herzuleiten. Beide gehen auf das Schwert Gram zurück, das in der Sigurdsage zerbrochen und später neu geschmiedet wird.

Und wo wir gerade dabei sind: auch die Ähnlichkeit von Wagners Siegmund und Siegfried zu Tolkiens Turin Turambar aus dem Silmarillion erklärt sich aus der Sigurdsage – wobei dort der Inzest-Aspekt wohl keine Rolle spielt, wenn ich das richtig gesehen habe. Wo Wagner und Tolkien das jeweils herhaben, weiß ich nicht.

Es mag an der Darstellung im Comic liegen, aber die Nibelungen-Brüder Alberich und Mime kommen mir in vielen Aspekten doch ziemlich Gollum-haft daher. Zum Beispiel bei der gespielten Nettigkeit gegenüber dem Helden, um durch ihn an den Schatz zu kommen. Im Silmarillion gibt es mit dem Kleinzwerg Mîm noch so eine garstige Figur, bei der schon der Name die gleiche Quelle deutlich macht.

Zugegeben, an der Stelle werden die Vergleiche dann langsam beliebig. Aber wenn man erst einmal in Fahrt ist, kann man damit kaum mehr aufhören. Jetzt könnte man noch Parallelen zwischen Grima und Hagen her- oder sogar Überlegungen anstellen, mit welchen Valar, Maya oder Istari Wotan und Loge zu vergleichen wären. Wir wollen es aber nicht übertreiben.

Es wird vermutlich tatsächlich darauf hinauslaufen, dass Wagner und Tolkien einfach beide aus demselben Sagenschatz geschöpft und das Material durch eine christlich8 geprägte Brille in ähnlicher Art und Weise neu zusammengefügt haben. Und selbst wenn der andere sich vom einen hat inspirieren lassen – na, dann isses halt so.

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  1. die Abenteuer von Odin, Thor, Loki und wie sie alle heißen bis hin zum Weltuntergang in der Götterdämmerung beziehungsweise im Ragnarök[]
  2. Siegfried, der Drache, Brunhild, Gunther, Hagen, Kriemhild und die restlichen Burgunder und Etzel bis sich am Ende alle gegenseitig totgeschlagen haben[]
  3. Ist ja auch nicht so leicht, an Bayreuth-Karten zu kommen.[]
  4. Zusammenfassungen sind im Netz selbstredend zuhauf zu finden[]
  5. Wobei das Elemente aus der Sigurdsage vermengt – aber ich will es jetzt nicht verkomplizieren.[]
  6. Deswegen mag ich die Marvel-Adaption der nordischen Göttersagen auch so gern.[]
  7. Natürlich hat sich Wagner das Motiv der Besitzgier als Wurzel allen Übels nicht allein ausgedacht. Dennoch interessant, dass es bei Tolkien ebenfalls so oft in Form von Schätzen vorkommt. Zum Einen Ring gesellen sich mindestens noch der Arkenstein und die Silmaril.[]
  8. einmal protestantisch und einmal katholisch[]

Lesetagebuch: Asterix – Die Weiße Iris

Die ganz kurze Antwort lautet: fast. Nur wenig ausführlicher habe ich mich drüben bei zusammengebaut.com geäußert. Robert und ich1 fassen dort in ein paar munteren Absätzen unsere Eindrücke zusammen. Wenn ich mich einmal kurz selbst ausschnittweise zitieren darf:

“Wenn alle Jubeljahre ein neuer Asterix-Band erscheint, grübelt man nur kurz, ob sich Erwerb und Lektüre überhaupt noch lohnen. Doch dann lautet die Antwort stets: Latürnich! Zum einen gerade weil meist zwei Jahre zwischen den Alben liegen, sodass die Gefahr der Übersättigung gering bleibt, zum anderen befindet sich die Serie seit der Staffelübergabe von Uderzo in guten Händen. Diese Phase, die mit „Asterix bei den Pikten“ begann, brachte schon einige gute Hefte hervor.”

Den kompletten Artikel findet ihr hier:

Asterix Band Nummer 40: Die Weiße Iris im Doppel-Review

Podcast: Ist die weiße Iris zu empfehlen?

Wesentlich ausführlicher behandeln Robert und ich das Heftchen auf der Tonspur – und zwar in der aktuellen Episode unseres Empfehlungs-Podcasts:

Eskapedia Episode 19 – Asterix: Die weiße Iris

Langer Rede: Solltet ihr ihn noch nicht gelesen haben,2 macht es wie Obelix und schmökert rein.


(c) by Robert3

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  1. eine weitere Person, die nicht genannt werden möchte, ist leider noch nicht dazu gekommen, die 48 Seiten durchzublättern[]
  2. so wie jene besagte Person, die nicht genannt werden möchte[]
  3. ganz vergessen, dass man Bilder ja auch einfach von anderen Seiten einbetten kann, ohne seinen eigenen Webspace “belasten” zu müssen[]

Lesetagebuch: Sommerurlaubslektüre 2023

Wie immer bin ich mit ambitionierten Lesevorhaben in den Sommerurlaub gestartet, von denen ich erwartungsgemäß nur einen Bruchteil umsetzen konnte. Ein bisschen was gibt’s dennoch zu berichten – mal mehr, mal weniger ausführlich.

“Der Astronaut” von Andy Weir

Ich muss echt mehr aktuelle Science-Fiction außerhalb von Perry Rhodan lesen. Mann, war das gut! Bislang kannte ich den guten Andy Weir nur von seinem Marsianer – der mir auch schon sehr gefallen hat. Die Ernsthaftigkeit, mit der er die Genrebezeichnung mit Leben erfüllt, findet man – soweit ich das beurteilen kann – nur selten.

Der Astronaut ist zwar keine Fortsetzung des Marsianers, dennoch findet sich die titelgebende Hauptfigur auch hier in einer verzwickten Situation wieder, aus der er sich “rauswissenschaften” muss. Der Schwerpunkt liegt ein bisschen mehr auf der “Fiction”, da es – ohne zu viel verraten zu wollen – in ein anderes Sonnensystem geht und eine überraschende Begegnung stattfindet. Das alles wird aber sehr schlüssig und nachvollziehbar hergeleitet und man gewinnt als interessierter naturwissenschaftlicher Laie1 den Eindruck, dass sich das alles noch halbwegs auf dem Boden der Tatsachen bewegt.

Aus dramaturgischer Sicht mag die anfängliche Amnesie des Protagonisten etwas bemüht wirken – aber selbst das wird zum Ende hin recht gut erklärt und aufgelöst. Und irgendwie mag ich den lakonisch-flapsigen Stil, in dem der Roman geschrieben ist. Der Astronaut war jedenfalls mein Lese-Highlight in diesem Sommer – und ich nehme mir erneut fest vor, auch außerhalb des Urlaubs häufiger nach aktuelleren SF-Werken zu greifen.

“Der gelbe Elefant” von Heinz Strunk

Das Strunksche Werk schätze ich bekanntlich schon seit langem – auch wenn mir nicht immer alles gleich gut gefällt. Seine Kurzgeschichtenbände rangieren dabei stets etwas weiter unten. Daher hatte ich schon vermutet, dass Der gelbe Elefant nicht an den grandiosen Vorgänger Ein Sommer in Niendorf heranreichen wird. Und so war es auch.

Die meisten – vor allem die etwas längeren – Geschichten sind durchaus amüsant und lassen sich gerade im Urlaub gut weglesen. Hin und wieder wird es sogar skurril-fantastisch, was unsereinen immer erfreut. Aber bis auf ein paar Schmunzler steckt eigentlich nicht viel drin im gelben Elefanten.

Scrooge McDuck: The Dragon of Glasgow

Als alter Donaldist bin ich seit jeher großer Freund und Kenner der Familiengeschichte der McDucks – allem voran der Abenteuer des Patriarchen Scrooge. Selbstverständlich auch gern in seiner deutschsprachigen Inkarnation als Onkel Dagobert.

Auch wenn die Comics von Carl Barks – und die Übersetzung von Dr. Erika Fuchs – selbstredend die Grundlage von allem bilden, bin ich nicht als Purist unterwegs. So mag ich die umfangreichen Ergänzungen von Don Rosa ebenso gern wie die Adaptionen in der alten und neuen Ducktales-Serie.

Entsprechend bin ich auch allem Neuen gegenüber aufgeschlossen, was die Legende der Enten-Sippe erweitert. Als ich in einer gut sortierten norwegischen Buchhandlung das englischsprachige Comicalbum The Dragon of Glasgow entdeckte, musste ich daher zugreifen. Und das solltet ihr auch bei erster Gelegenheit tun! Joris Chamblain und Fabrizio Petrossi setzen eine Jugendgeschichte von Dagobert in Szene, kurz bevor er von Glasgow nach Amerika auswandert. Sehr liebevoll wird darin den Vorgaben von Barks und Rosa Rechnung getragen – und gleichzeitig eine muntere neue Geschichte erzählt, die dem Legendarium einen interessanten neuen Aspekt hinzufügt.

Star Wars: Dr. Aphra Volume 4 – The Catastrophe Con

Die weit, weit entfernte Galaxie weist inzwischen eine Unzahl an Heldinnen und Helden auf, vom guten alten Luke bis zum putzigen Grogu oder der toughen Ahsoka Tano. Klar, kennt ihr alle. Aber kennt ihr auch Dr. Aphra?

Die gute Dame tauchte bislang nur in den Comics auf. Ihr kanonischer Status ist dabei noch in der Schwebe. Offiziell soll ja alles, was nach der Disney-Übernahme egal in welchem Medium erschienen ist, zum Kanon gehören – außer, es steht Star Wars Legends drüber.2 Und das trifft auf die Aphra-Comics zu. Zudem ist mindestens eine ihrer Nebenfiguren bereits in einer Serie aufgetaucht, nämlich der schwarzfellige Wookie-Kopfgeldjäger, der bei The Book of Boba Fett rumsprang.

Bislang kann man sie und ihre Abenteuer jedenfalls nur in Comicform genießen – und das sollte man unbedingt tun, denn Dr. Aphra ist eine herrlich moralisch ambivalente Figur, wie sie im Star-Wars-Universum äußerst selten ist. Im Prinzip ist sie ein Han Solo auf Seiten des Imperiums – tatsächlich ist sie sogar Archäologin.3 Zunächst ist sie mit niemand geringerem als Vader unterwegs, stets darauf bedacht, eine intakte Luftröhre zu behalten. Natürlich wechselt sie in Zeiten der Rebellion hin und wieder auch mal die Seiten, trifft dabei auf “prominente” und auf sehr skurrile neue Figuren gleichermaßen – doch lest selbst! Es lohnt sich.

Perry Rhodan 3233 und 3234

Der Doppelband von Robert Corvus hat mir alles in allem recht gut gefallen. Was ich bei diesem Autor besonders schätze, ist seine Fähigkeit, die hochgezüchtete Technik der Protagonisten konsequent zum Einsatz zu bringen – und dies trotzdem spannend rüberzubringen. In diesen beiden Bänden setzt er die SERUNs – also die Einsatz-Raumanzüge unserer Heldinnen und Helden – in Szene, wie kein zweiter. Spätestens jetzt muss jedem PR-Schreiberling verboten sein zu behaupten, dass die Darstellung moderner Technik einer interessanten Actionhandlung zuwiderlaufen würde.

Ebenfalls gut gefallen hat mir die Darstellung von Perry selbst, vor allem, weil er die ganze Zeit eher “von außen” beschrieben wird. Ich finde, das wird dieser strahlenden Heldenfigur meist am besten gerecht.

Etwas einschränkend mag sein etwas unbekümmerter zum Scheitern verurteilter Infiltrationsplan im ersten Teil des Doppelbands sein. Aber da habe ich mir die Fantheorie zurechtgelegt, dass Perry das genau so geplant hatte und sich aufgrund seiner Erfahrung sicher war, dass er sich und seine Begleitung jederzeit aus der Situation rausschießen konnte. Womöglich hatte er einfach mal wieder Bock auf ein bisschen Action.

Die Entwicklung von Antanas Lato vom Naturhasser zum Pflanzenfreund fand ich recht gut dargestellt – wobei ich das Gefühl habe, dass Lato diesen Wandel vom eigenbrödlerischen Klischee-Wissenschaftler zum fähigen Einsatzteammitglied inzwischen ein wenig zu oft durchgemacht hat. Er muss jetzt nicht jedes Mal wieder zurückgesetzt werden, damit ein weiterer Autor seine Entwicklung beschreiben darf.

Perry Rhodan Atlantis 6 und 7

Mit arger Verzögerung hole ich die vorletzte Perry-Rhodan-Miniserie nach. Sie gefällt mir ungebrochen gut – auch wenn das nicht unbedingt an der Darstellung der Hauptfiguren liegt. Zumindest “mein” Perry kommt mir hier manchmal etwas zu unerfahren rüber.

Ganz besonders mag ich allerdings das Setting. Irgendwie gefällt mir diese Epoche des Arkon-Imperiums, so wie Rainer Castor sie einst aus den Scheerschen Vorgaben weiterentwickelt hat. Atlantis gibt mir an vielen Stellen wohlige Traversan-Vibes. Ich mag das!

Perry Rhodan 3235 und 3236

Zum Abschluss noch ein etwas längerer Rant, der meinen unlängst beim Terranischen Kongress etwas unbeholfen geäußerten Unmut fortsetzt. Leider, leider werde ich mit der Milchstraßenhandlung nicht mehr warm – und das, obwohl Michael Marcus Thurner sie mit dem grandiosen Dreifachband 3208-3210 so wunderbar begonnen hatte.

Die ganze Lichtträger-Sache will mir einfach nicht einleuchten, genauso wenig das stümperhafte Agieren der Regierungs-Organe der Liga Freier Galaktiker.

Fangen wir mit den Antagonisten an. Die ergeben einfach keinen Sinn. Wie können so viele derart einflussreiche Leute motiviert sein, eine dermaßen komplexe Verschwörung gegen etwas anzuzetteln, das seit über 500 Jahren keine Bedeutung in der menschlichen Gesellschaft mehr hat? Die Superintelligenz ES ist für die Menschen der Handlungsgegenwart höchstens noch ein Thema im Geschichtsunterricht. Das wäre, als würde heute jemand gegen die Rückkehr Barbarossas aus dem Kyffhäuser intrigieren. Oder gegen die Wiedereinführung des Adels. Wieso steckt da jemand Ressourcen rein?

Hinzu kommt, dass die Bösewichte auch kaum mehr als das sind: Fieslinge, die gerne Leute quälen und umbringen. Wenn dann nicht einmal nachvollziehbar gemacht wird, warum die das tun, kann ich mit denen nichts anfangen.

Und wie dämlich agieren bitte die staatlichen Stellen? Fangen wir mit dem Schutz der eigenen Verfassungsorgane an. Jeder Ministerpräsident eines deutschen Bundeslands wird heute besser geschützt als der Resident der LFG. Wo ist bitte der Secret Service beziehungsweise die TLD-Personenschutzabteilung? Und jetzt kommt mir nicht mit den beiden Posbi-Vögeln. Wo war das Vorauskommando? Wo der Bombensuchdienst? Was ist mit ständigem Kontakt zur bereitstehenden Verstärkung und zu den örtlichen Dienststellen? Und wie kann ein Gebäude auch nur betreten werden, wenn der Fluchtweg nicht geklärt und getestet wurde? Und all das gilt schon ohne die hier beschriebene Bedrohungslage. Von Fahrbereitschaft und persönlichen Referenten wollen wir gar nicht erst anfangen.

Und erneut wird der Eindruck erweckt, dass nur zwei, drei Agenten gegen eine terroristische Bedrohung ermitteln, die gegen die Hauptstadt des Sternenreichs und die höchsten Verfassungsorgane gerichtet ist. Die Lichtträger haben mitten in der Stadt ein riesiges Onryonen-Raumschiff angegriffen, einen Unsterblichen entführt und beinahe getötet und den Residenten fast um die Ecke gebracht. Aber klar! Lass mal warten, bis die psychisch labile schwerstverletzte Agentin wieder einigermaßen auf dem Zahnfleisch kriechen kann, ehe wir die Ermittlungen fortsetzen.

Damit nicht genug: Was soll diese andauernd latent mitschwingende KI- und NATHAN-Skepsis? Für die Menschen der Handlungsgegenwart sind beides seit Jahrtausenden absolute Selbstverständlichkeiten. Ich wiederhole: seit Jahrtausenden! Also sowas wie Ackerbau oder Sesshaftigkeit für uns. Da hinterfragt niemand mehr den Status künstlicher Intelligenzen, das ist vor Jahrtausenden geklärt worden.

Ja, ich weiß, Perry Rhodan ist eine Abenteuerserie und will seine Protagonisten irgendwie für die Lesenden identifizierbar halten. Dennoch kann man die Gesellschaft des 57. Jahrhunderts nicht so beschreiben, als hätte sie das ganze SF-Zeugs erst seit maximal 50 Jahren.

Man verzeihe mir mein Gepolter – aber das musste ich mal loswerden. Dabei sei noch einmal ausdrücklich betont, dass ich MMT und sein Werk ansonsten außerordentlich schätze.

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  1. also ich[]
  2. Ja, ich weiß. Star Wars Visions ist auch eine Ausnahme.[]
  3. Also genau wie … ähm … der andere Han Solo …[]

Lesetagebuch: One Piece

Das hat Spaß gemacht! Wie ich bereits schrob, nehme ich mir schon lange vor, meine sträflichen Lücken in der Kunstform Manga und Anime zu schließen. Das wusste auch der Weihnachtsmann, weswegen er mir den Sammelschuber mit den zwölf ersten Bänden der Piratenmangaserie #OnePiece unter den Tannenbaum legte.

Selbstironische Piratenfantasy

Die Handlung ist flott erzählt: Der kleine Monkey D. Ruffy1 will unbedingt Pirat werden. Mehr noch, Piratenkönig soll es sein und er will den legendärsten aller Piratenschätze finden, den so genannten One Piece. Doch obwohl er sich tapfer eine Narbe ins Gesicht ritzt, wollen ihn die Piraten, die gerade im Dorf zu Besuch sind, nicht mitnehmen.

Selbst als er versehentlich eine Zauberfrucht verputzt, die ihn in einen Gummimenschen verwandelt,2 ziehen sie ohne ihn weiter. Immerhin gibt’s den Strohhut des Kapitäns für ihn. Als junger Erwachsener macht Ruffy sich dann alleine auf, das feste Ziel vor Augen: Er findet eine Mannschaft und ein Schiff, sucht mit ihnen den One Piece und wird Piratenkönig. Nicht zwingend in genau der Reihenfolge.

Also gilt es in den ersten zwölf Bänden, ein Crewmitglied nach dem anderen zu rekrutieren, auf dem Weg fiese Gegner zu überwinden, um schlussendlich die eigentliche Suche nach dem titelgebenden Schatz antreten zu können.3 Tatsächlich als Piraten tätig waren die Helden dabei im Übrigen nicht ein einziges Mal und ich nehme stark an, dass sie in der gesamten Serie kein Handelsschiff aufbringen und kein Fischerdorf plündern werden. Aber mit solchen Details geben sich Piratengeschichten bekanntlich nur selten ab.

Wiederkehrende Dramaturgie

Da ich wie gesagt ganz knapp aus der vorgesehenen Zielgruppe raus bin,4 erscheint mir die wiederkehrende Dramaturgie mit stets neuen unüberwindlich scheinenden Widersachern manchmal etwas eintönig.  Erst nach seitenlangen – aber zugegeben sehr kurzweiligen – Kämpfen gelingt es den Helden, den Schurken du jour zu überwinden, natürlich stets nachdem man ihm zuvor beinahe unterlegen war.

Gleiches gilt für die aufeinanderfolgenden Rekrutierungen, die immer einem ähnlichen Schema folgen. Hier ist jedoch wie an vielen anderen Stellen der Einfallsreichtum des Schöpfers Eiichirō Oda zu erkennen. Denn der Plot jeder dieser Nebenfiguren folgt gut erkennbar dem klassischen Vorbild der Heldenreise – im interessanten Gegensatz zur Hauptfigur selbst. Denn während Ruffy ohne Zögern, ohne Kümmernis und ohne erkennbare Motivation loszieht, kostet es jedem seiner späteren Mitstreiter große Überwindung, sich ihm anzuschließen. Sie alle werden von düsteren Dämonen und tragischen Schicksalen gequält und angetrieben. Ganz großes Kino.

Charakterstarke Crew

Somit sind die Nebenfiguren fast am spannendsten. Jedes von Ruffys späteren Crewmitgliedern bekommt eine komplexe und spannende Hintergrundstory verpasst und sie sind allesamt alles andere als glatte Helden. Fast am interessantesten kommt dabei die Navigatorin Nami daher, die dabei keineswegs die Rolle des Love-Interests übernimmt und auch sonst erfrischend unklischeehaft dargestellt wird. Weibliche Figuren sind zwar auch bei One Piece dramatisch in der Unterzahl, die wenigen, die auftauchen, erscheinen bislang aber größtenteils recht souverän und selbständig. Ich würde fast sogar sagen, dass der Bechdel-Test ansatzweise erfüllt ist, wenn Nami und ihre Schwester sich miteinander unterhalten.5

Fantastisches Szenario

Der absolute Star des Mangas ist jedoch das unglaublich einfallsreiche Fantasy-Piraten-Szenario. Auf sowas steh ich ja.

Wir befinden uns auf einer Welt, die fast vollständig von Wasser bedeckt ist – abgesehen von dem schmalen Ring-Kontinent “Red Line”, der den Planeten einmal diagonal umgürtet, und unzähligen teils winzigen Inseln. Genug Platz also für Piraten und andere Seefahrer, um sich auszutoben.

Die eigentliche Musik spielt auf der “Grand Line”, einem mysteriösen Strömungs-Band, das senkrecht zur “Red Line” um die Welt führt. Das ganze ist angefüllt mit einer ganzen Menge Magie, mit unzähligen Fabelwesen, Seemonstren und sonstigen Absurditäten. Man begegnet Fischmenschen und anderen Chimären, schwimmenden Restaurants und bewohnbaren Riesenwalen – und das ist erst der Anfang.

Doch, das hat richtig Spaß gemacht, der nächste Sammelschuber steht bereits ganz oben auf meinem Wunschzettel. Da die Serie seit Ende der 90er Jahre unverdrossen weiterläuft und aktuell über 1.000 Kapitel in über 100 Bänden umfasst, werde ich noch lange meine Freude daran haben.

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  1. Ja, im angelsächsischen Raum heißt er “Luffy”, ist eine Transkriptionssache.[]
  2. nicht ganz die Mister-Fantastic-Nummer aber fast[]
  3. Die, so viel habe ich schon aufgeschnappt, bis zum heutigen Tage offenbar erfolglos ist.[]
  4. höchstens zwei, drei Jahrzehnte[]
  5. für die Dauer eines Panels vielleicht[]

Lesetagebuch: Ein Sommer in Niendorf von Heinz Strunk

Wobei sich das bei mir weitestgehend auf die Werke der Herren Regener und Halfpape a. k. a. Strunk beschränkt, die es mir irgendwie angetan haben.1 Aktuell war es letzterer, der mit seinem neuen Roman meine Aufmerksamkeit geweckt und eine Zeit lang gebunden hat.

Ein Sommer in Niendorf

Das Buch ist Mitte Juni erschienen, also noch ganz frisch. Es lohnt sich daher wohl erst in einem halben Jahr nach der Verfilmung mit Charly Hübner2 Ausschau zu halten.

Ich mache es mal ganz klassisch und beginne mit einem kurzen inhaltlichen Abriss sowie einer

WARNUNG VOR DEM SPOILER.

Hauptfigur ist ein durchaus wohlhabender Anwalt “in bestem Alter”3, der vor einem neuen Job den ganzen Sommer frei hat und sich entschließt, diesen an der Ostsee zu verbringen. Etwas Abseits von Touristenzentrum Timmendorfer Strand mietet er sich im benachbarten Niendorf ein und hofft auf drei erholsame Monate zwischen Strand und FeWo-Balkon.

Der gute Dr. Roth, so sein Name, hat aber auch was vor. Im Gepäck hat er nämlich Tonbandaufnahmen seines Vaters, auf denen dieser vom  Aufstieg und Niedergang der Familie erzählt. Das hehre Ziel des Juristen ist, das Material zu sichten und daraus ein Buch zu destillieren. Natürlich kommt alles anders.

Das Unheil zeichnet sich bereits zu Beginn ab, als Roth sich auf den windigen Schwerstalkoholiker Breda einlässt, nicht nur Verwalter seiner Ferienwohnung, sondern auch Strandkorbwächter und Betreiber des örtlichen Schnapsladens. Obwohl alles andere als standesgemäß erwächst aus der Zufallsbekanntschaft eine immer engere Beziehung, die Roth zusehends in Suff und Abgrund zieht.

Selbstredend zieht es ihn nur halb, halb sinkt er durchaus willentlich hin und ergibt sich dem Verfall, der all seine Pläne zunichte macht. Es stellt sich bald heraus, dass er trotz beruflichen Erfolgs auf ein ansonsten gescheitertes Leben zurückblickt. Die Ehe ist zerbrochen, seine Exfrau dem religiösen Wahn verfallen, seine Tochter eine Versagerin. Mehr und mehr demontiert er sich selbst, verursacht sogar einen dramatischen Unfall, der jedoch auf wundersame Weise folgenlos bleibt.

Mehr noch: als er sich quasi schon vor den Trümmern seiner Existenz wähnt, nimmt alles doch noch eine Wendung zum Guten und beschert Roth ein unerwartetes Happy End.

Gespickt ist das alles mit szenischen Episoden, Beobachtungen alltäglicher Skurrilitäten, wie man sie von Strunk gewohnt ist.

Gewohnte Strunk-Qualität

Auch sonst bietet der Roman das, was man von Strunk erwartet. Soweit man das als oberflächlicher Beobachter von Leben und Werk beurteilen kann, trägt er wieder durchaus autobiografische Züge, zumindest meint man in Roth ein erneutes Alter-Ego des Meisters zu erkennen. Ein Urlaub im titelgebenden Seebad wird mit Sicherheit Ausgangspunkt des Romans gewesen sein.

Die Auseinandersetzung mit den – vor allem alkoholischen – Abgründen der Gesellschaft und der Anziehungskraft, die diese ausüben, sind ebenso wieder Thema wie das – vorsichtig ausgedrückt – komplizierte Verhältnis zum anderen Geschlecht. Und über allem schwebt das Metathema des Älterwerdens.

Darin unterscheidet sich “Ein Sommer in Niendorf” nur wenig vom Vorgänger “Es ist immer so schön mit dir”4. Dank der wesentlich besser ausgearbeiteten Dramaturgie ist das neue Werk aber deutlich gelungener. Während der “Held” in “Es ist immer so schön mit dir” im Grunde keine Entwicklung durchlebt und die Handlung mehr eine Aneinanderreihung von Ereignissen ist, folgt “Ein Sommer in Niendorf” wie es sich gehört einem narrativen Bogen, der die Hauptfigur am Ende als komplett anderen und vielleicht sogar besseren Menschen ausspuckt.

Kurz: hat mir gut gefallen.

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  1. also eher die Werke denn die Herren[]
  2. wahlweise Bjarne Mädel[]
  3. 51, wenn ich mich recht erinnere[]
  4. und streng genommen auch allen anderen Heinzer-Romanen[]

Lesetagebuch: Gratis Comic Tag 2022 Teil 2

Nachdem ich im ersten Teil meiner GCT-Kurzrezensionen über Superhelden und Science-Fiction geplaudert habe, folgen nun ein paar Worte über meine restliche Beute vom Gratis Comic Tag 2022.

Enola Holmes

Dass Sherlock Homes einen Bruder hat, dürfte allgemein bekannt sein. Hin und wieder hat er darüber hinaus noch eine Schwester. Ich meine einmal gelesen zu haben, dass es eine Formulierung bei Doyle gibt, die die Existenz einer solche Schwester zumindest nicht ausschließt, darüber hinaus entstammt sie jedoch nur apokryphen Werken. Eines davon ist die letzte Sherlock-Staffel, in der eine gewisse Eurus Holmes ihr Unwesen treibt. Ein anderes sind die Enola-Holmes-Romane, deren erster bereits verfilmt wurde – und von denen es Comicadaptionen gibt, von denen ein Teil beim Gratis Comic Tag zu ergattern war.

Ich kenne nur die Verfilmung, kann daher nichts über die Akkuratesse der Umsetzung der Buchvorlage sagen. Das GCT-Heft hat mir unabhängig davon sehr gefallen. Die Zeichnungen sind wunderbar und die Handlung wird rund erzählt. Ich meine mich zu erinnern, dass Enola im Film etwas weniger schusselig dargestellt wird – aber vermutlich liegt die Comicversion damit etwas näher beim Roman.

Ein bisschen Schade finde ich, dass der Bruder Mycroft Holmes hier sehr unsympathisch und trocken dargestellt wird. Ich mag die etwas durchgeknallten Versionen in der Sherlock-Serie und den RDJ-Filmen viel lieber. Aber ich sehe ein, dass er in diesem Szenario eine solche Rolle einnehmen muss. Zugegebenermaßen ist sie auch sehr realistisch.

Ich mochte Enola Holmes bereits in der Filmversion sehr gern, als Comic gefällt sie mir ebenso gut. Ich werde ihre Abenteuer aber sehr wahrscheinlich nur auf dem Bildschirm weiter verfolgen. Der nächste Film ist doch schon in Arbeit, oder?

Caroline Baldwin / Der Augensammler

Eher zufallsgesteuert sind diese beiden Krimi- beziehungsweise Thriller-Comics in meiner Auswahl gelandet.1 Dem Genre bin ich nicht ganz so zugetan, habe beide Hefte dennoch mit einigem Interesse gelesen.

“Caroline Baldwin” ist offenbar die Heldin einer längeren franko-belgischen Reihe, die in New York als Ermittlerin auf Verbrecherjagd geht.2 Folgerichtig wird die Stadt selbst in den Zeichnungen sehr schön in Szene gesetzt. Der Aspekt hat mir besonders gut gefallen. Ansonsten halt ein Krimi.

“Der Augensammler” ist die Adaption des gleichnamigen Romans von Sebastian Fitzek. Das GCT-Heft beinhaltet natürlich nur einen Teil davon. Im Fokus steht hier der üblicherweise etwas heruntergekommene Ermittler beziehungsweise Kriminal-Reporter. Das alles kommt angemessen Film-Noir-mäßig daher. Kann man durchaus machen, wenn man dergleichen mag.

Lustiges Taschenbuch Fantasy

Lustige Taschenbücher gehen bekanntlich immer, vor allem, wenn es die Enten und/oder Mäuse in Fantasy-Szenarien verschlägt. Zumindest geht es mir so, weswegen die entsprechenden LTB-Sonderbände durchaus mein Interesse wecken. Das Gratis-Comic-Tag-Heft beinhaltet eine komplette Fantasy-Geschichte mit Donald Duck und Daniel Düsentrieb als Hauptfiguren. War durchaus nett – an Das Gläserne Schwert kommt’s aber um Längen nicht ran.

Die schreckliche Adele

Freche rothaarige Mädchen, die ihre Eltern in den Wahnsinn treiben, mag ich irgendwie.3 Entsprechend gefällt mir dieses aus Frankreich stammende Heftchen recht gut, auch wenn die einzelnen Cartoons ihr Potential nicht immer vollständig ausschöpfen.

Zöliakie / Vater-Sohn-Tag

Auch dieses Heft ist recht absichtslos in meiner GCT-Sammlung gelandet. Womöglich weil das Titelbild von Weitem ganz entfernt ein ganz klein wenig mangaesk gewirkt hat. Der Inhalt ist jedoch ein ganz anderer.

Die zwei in sich abgeschlossenen und von einander unabhängigen Geschichten schildern – ich nenne es mal – biografische Themen. In der ersten geht es quasi um die Entdeckung der Glutenunverträglichkeit. Der Erzähler schildert in der Rückschau, wie er in einer Art Kinderheim das Brot nicht vertragen hat, ein Arzt hinter das Krankheitsbild gekommen und ihm somit das Leben gerettet hat. Da diese Kindheit zudem offenbar mitten im zweiten Weltkrieg stattfand, war das Schicksal des Erzählers doppelt dramatisch. Hat mich dennoch nicht sonderlich gepackt.

Geschichte zwo dreht sich um den Generationswechsel. In zwei Zeitebenen wird der titelgebende Vater-Sohn-Tag geschildert: einmal in den 70ern, als ein Fernfahrer-Vater seinen Lütten auf eine Tour mitnimmt – und dann etwa 20 bis 30 Jahre später, als eben jener Sohn selbst Fernfahrer ist und seinen alten und kranken Vater auf eine Tour mitnimmt. Eigentlich ganz einfach und auch eher schlicht gezeichnet – ging mir aber etwas mehr nahe.

Minecraft und ein paar Mangas

Und dann hatten wir auf Wunsch des Nachwuchses noch ein paar Mangas japanischen und koreanischen4 Ursprungs dabei, über die ich nur bedingt etwas sagen kann. “Solo Leveling” über Monsterjäger, die hinter speziellen Dimensionstoren ihrer Profession nachgehen, kam in dem GCT-Heft leider nicht so recht in die Gänge.

Besonders enttäuschend war aber “Arazhul”, dieser Comic im Minecraft-Stil. Da haben wir zwar nicht viel – aber doch ein bisschen mehr erwartet.

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  1. Ich habe schon in meinem ersten Rezi-Artikel gestanden, mich nur oberflächlich auf die GCT-Comics vorbereitet zu haben.[]
  2. also die Heldin, nicht die Comicreihe[]
  3. aus Gründen[]
  4. Nennt man die dann überhaupt so?[]

Lesetagebuch: Gratis Comic Tag 2022 Teil 1

Seit über zehn Jahren ist es eine schöne Tradition, am Festtage der neunten Kunst zum Comicbuchladen um die Ecke zu pilgern und so viele Gratiscomics wie möglich mitzunehmen. Leider gibt’s bei mir um die Ecke keinen solchen Laden, daher musste es die örtliche Filiale der regionalen Buchhandelsgroßkette tun.1

Dennoch war es einen feinen kleinen Familienausflug wert, der mit einer Beute von 15 Heften durchaus erfolgreich war. Bevor ich zu ihnen im Einzelnen komme noch die Anmerkung, dass wir uns diesmal kaum auf die angekündigten Comics vorbereitet haben. Unsere Auswahl vor Ort erfolgte daher recht spontan und hauptsächlich nach Titelbildern. Was es durchaus spannend machte.

Hier nun Teil eins meiner GCT2022-Kurzrezensionen beginnend mit:

Batman

DC Comics füllt sein diesjähriges GCT-Heft mit einer abgeschlossenen Batman-Geschichte, einer Leseprobe aus der aktuellen Batman-Handlung “Fear State” und einer weiteren Leseprobe aus dem Justice-League-Event “Infinite Frontier”.

Die abgeschlossene Geschichte schildert eine Auseinandersetzung mit dem Superschurken “Killer Moth” und bietet das seltene Beispiel einer Superheldenhandlung, in der die Protagonisten altern – oder zumindest einer davon. Es ist sogar das Kernthema dieser Story, wie besagter Schurke mit seinem Alter umgeht und nach einer Form des Ruhestandes sucht. Das gibt dem Ganzen fast Watchmen-Niveau und ist in jedem Fall sehr gelungen.

Der Ausschnitt aus der Fear-State-Handlung ließ mich etwas verwirrt zurück. Ich bin aber auch so gar nicht mehr auf dem Laufenden, wie es gerade um das DC-Universum – und speziell um die Bat-Family – steht. Offenbar ist Harley Quinn inzwischen komplett zu Batman übergelaufen, den anderen Typen, der an der Seite des Fledermausmannes kämpft, kann ich überhaupt nicht zuordnen. Könnte Azrael, Red Hood, Signal oder jemand ganz anderes sein. Der Oberbösewicht du jour ist diesmal – man ahnt es – Scarecrow, der wieder irgendeine Schurkerei mit angsteinflößenden Chemikalien plant. Klingt alles nicht so, als müsste ich dringend zu den aktuellen Batman-Heftchen greifen.

Bei der Justice League sieht das etwas anders aus. Die Infinite-Frontier-Leseprobe ist zumindest nicht uninteressant. Es beginnt damit, dass eine Raumkapsel in ländlicher Region auf der Erde abstürzt. Darin steckt jedoch kein Baby in roter Decke, sondern Batman. “Ein Batman”, wie die Entdecker der Absturzstelle fachmännisch betonen, um gleich darauf zu beschließen, ihn dem Präsidenten vorzuführen. Präsident Superman wohlgemerkt, wir befinden uns also auf Erde 23, wo ein schwarzer Kryptonier die freie Welt anführt – und eine Superheldenliga aus etlichen Parallelwelten um sich schart.. Das Multiversums-Thema mag gerade etwas ausgelutscht sein – ich mag es dennoch und könnte mir eine genauere Lektüre dieses DC-Comic-Events durchaus vorstellen.

Doctor Strange

Aus naheliegenden Gründen2 hebt man bei Marvel den Oberzauberer auf das Titelbild und füllt den GCT-Band mit zwei Doctor-Strange-Geschichten sowie einer Spider-Man-Venom-Story.

Es beginnt mit einer abgeschlossenen Geschichte über die MCU-Version von Doctor Strange. Sie spielt während seines ersten Films und schildert einen Teil seiner Ausbildung zum Magier. Abgesehen davon, dass die Handlung ziemlich dünn ist – es gelingt ihm nicht, seinen Astralkörper loszulösen und schafft es am Schluss dann halt doch – halte ich MCU-Comics für einigermaßen überflüssig. Schon dem Namen nach gehört das Marvel Cinematic Universe auf die Leinwand oder auf den Bildschirm, in Comicform möchte ich gern 616-Geschichten lesen.

In der zweiten Story bekomme ich das zumindest ausschnittweise geboten. Der “echte” Doctor Strange3 hat offenbar seit kurzem wieder voll funktionsfähige Hände und kann erneut als Chirurg praktizieren. Seinen Job als Oberster Zauberer hat er dabei aber nicht an den Nagel gehängt, er bewohnt immer noch das Sanctum Sanctorum – seit einiger Zeit mit einem witzigen Hundegeist4 an seiner Seite. In seiner aktuellen Serie will man ihm zudem wohl ans Leder, nicht umsonst heißt dieser Event “Der Tod von Doctor Strange”.5

Die dritte Story fasst zum ungezählten Male eine Origin-Geschichte zusammen, diesmal die von Venom. Der Stil ist etwas einfach gehalten – vermutlich soll damit ein jüngeres Publikum angesprochen werden. Aber warum nicht? Hat vielleicht nicht mehr jeder gegenwärtig, woher Spider-Man den Symbionten hatte und wie dieser später an Eddie Brook geraten ist.6

Star Wars: Die Hohe Republik

Seit Disney das Ruder in der weit entfernten Galaxis übernommen hat, ist der Star-Wars-Kanon bekanntlich reichlich umgekrempelt worden. Nicht zum Nachteil, wie ich finde, aber dieses Fass will ich an dieser Stelle gar nicht aufmachen. Die Ereignisse vor “The Phantom Menace” blieben davon lange unberührt, einschließlich dem, was unter “Old Republic” lief. Mit “The High Republic”7 soll das nun anders werden. Vor allem in Buch- aber auch in Comicform soll neukanonisch die Zeit vor der Skywalker-Saga erschlossen werden.

Das GCT-Heft präsentiert einen Ausschnitt der Handlung um eine Gruppe junger Jedi, die sich im Namen der Republik offenbar mit den so genannten Nihil 8 rumschlagen. Konkret überfallen diese gerade einen Planeten, was besagte Jedi zu vereiteln suchen. Wie reizvoll die dahinterliegende Metahandlung ist, war dem kurzen Schlaglicht nicht zu entnehmen. Nett ist immerhin, dass eine der Hauptfiguren der junge Meister Yoda ist.

Spirou und Fantasio Spezial: Super Page

Zu meiner aller größten Schande muss ich gestehen, diese Perle franko-belgischer Comickunst bislang gänzlich ignoriert zu haben. Unverzeihlich, wie mir dieses GCT-Heft vor Augen geführt hat. Ähnlich wie Asterix und Obelix werden diese beiden Comichelden inzwischen in leicht modernisierter Form von einem neuen Zeichner-Autoren-Paar gestaltet.9

In dem vorliegenden “Spezial” hat sich Spirou entschlossen, eine Karriere als Superheld zu starten. In seiner Geheimidentität nennt er sich “Super Page”10 und geht als dieser auf Verbrecherjagd. Großartig gleich zu Beginn sein Besuch in Amerika bei “Bat Guy”, dessen Lebenskonzept, statt mit seinem Reichtum Gutes zu tun, lieber nachts Verbrecher zu verkloppen, herrlich auseinandergenommen wird. Daheim in Belgien will Spirou es besser machen, lernt aber schnell, dass das alles nicht so einfach ist.

Mein Fazit: Großartig! Dieses Heft ist zu meiner eigenen Überraschung mein diesjähriges Gratis-Comic-Tag-Highlight.

Colony: Die Schiffbrüchigen des Alls

Eigentlich hatte ich den Titel jedoch von diesem Heft erwartet.11 Gute Science-Fiction-Comics sind rar gesät. Zumindest suche ich dergleichen immer gern und Colony ist ein heißer Kandidat.

Das Szenario ist recht klassische Weltraum-SF: Ein paar hundert Jahre in der Zukunft hat sich die Menschheit zwischen den Sternen ausgebreitet. Nachdem man es zunächst aus eigener Kraft versucht hatte, gab erst der Erste Kontakt mit einer außerirdischen Zivilisation den nötigen technologischen Schub. Die Schiffe aus der ersten interstellaren Kolonisationswelle sind fast alle verschollen und werden nun von einer eigens eingerichteten Spezialeinheit gesucht. Allerdings sind inzwischen auch Piraten auf der Suche nach diesen Schiffen, um sie auszuschlachten.

Das Ganze ist natürlich eine längere Comicserie, das GCT-Heft hat jedoch den kompletten Band 1 zum Inhalt, falls ich das richtig sehe. Im Zentrum der Handlung steht eine frische Truppe aus dieser Spezialeinheit, die ihren ersten echten Einsatz hat. Sie untersuchen ein gerade entdecktes Kolonistenschiff, werden dabei aber von Piraten überrascht. Dennoch gelingt es ihnen, einen der alten Kolonisten aus seinem Tiefschlaf zu wecken und zu retten.

Dieser Tiefschlaf hat es aber in sich: Denn die Schlafenden leben derweil ein virtuelles Leben in einer künstlichen Welt. Entsprechend braucht der Knabe eine Weile, um sich in der Realität zurechtzufinden. Auch wenn den Helden schließlich die Rettung gelingt, zeichnet sich ab, dass die virtuellen Welten das eigentliche Thema der Serie werden könnten.

Inhaltlich bin ich von diesem Heft ebenfalls sehr angetan – auch wenn mir als Fan der ligne claire der Zeichenstil etwas zu ungeschlacht ist.

Fortsetzung folgt

Bald geht’s weiter mit Enola Holmes und Caroline Baldwin, dem Lustigen Taschenbuch, der schrecklichen Adele, dem Vater-Sohn-Tag, dem Augensammler und ein paar Mangas.

––––––––––––
  1. für die dieser Tag eigentlich nicht gedacht ist – aber was soll’s[]
  2. die für Batsie genauso gelten[]
  3. also die Comic-Version aus dem 616-Universum[]
  4. oder Geisterhund?[]
  5. Was erfahrene Superheldencomiclesende natürlich kalt lässt.[]
  6. Dabei mochte ich den Flash-Thompson-Venom viel lieber.[]
  7. ähnlich wie bei “First Order” etwas unbeholfen in “Hohe Republic” übersetzt[]
  8. Ob die was mit Darth Nihil zu tun haben, der im alten Kanon ja eigentlich lange nach den Skywalkers sein Unwesen treibt?[]
  9. Ein oberflächlicher Blick in die Wikipedia belehrt mich, dass Autoren und Zeichner hier wohl schon oft gewechselt haben.[]
  10. wie der Hotelpage – ich neige immer dazu, irrtümlich “page” wie “Seite” zu lesen[]
  11. Ja, ein bisschen hatte ich mich im Vorfeld doch belesen.[]

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